Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben (Spreewald)
Konzert mit der -Deutschen Streicherphilharmonie-
Leitung und Dirigent: Prof. Michael Sanderling
Die Deutsche Streicherphilharmonie war zu Gast und musizierte mit Preisträgern. Deutsche Streicherphilharmonie ? das ist ein sperriger Name für eine fröhliche Truppe junger musikalischer Könner. Sie setzt sich aus den besten Musikern zusammen, die Musikschulen in den neuen Bundesländern entsenden.
Text: Detlev Simsch
Foto: W. Kuhtz
Unter der einfühlsamen Leitung ihres ebenfalls jungen Dirigenten, der international als Orchesterleiter und als Solo-Cellist einen geachteten Namen hat, bringen sie es auf erstaunliches Niveau. Prof. Michael Sanderling ist der orchestrale Zauberer, der Jugend-Musiker-Gruppen zur Höchstform bringt. Wie zu sehen und zu hören war, ist er wohl den Mitgliedern der Deutschen Streicherphilharmonie im Alter zwischen elf und 19 Jahren ein Freund und geachteter Chef, der bei seinem ruhigen Dirigat ohne bedrohlichen Taktstock auskommt.
Es ist eher selten, dass ein Publikum die Musiker und die Musiker ihr Publikum ab dem ersten Moment mögen. Am Sonntag war das so. 53 junge Menschen bildeten das Streichorchester im Altarraum und hatten sich für dieses Konzert ein besonderes Programm erarbeitet. Besonders schon deshalb, weil das Orchester den Rahmen gab für das brandenburgische Preisträger-Konzert im Talente-Wettbewerb, den der Energiekonzern enviaM ausgeschrieben hatte.
So musizierten die Besten mit den Allerbesten gemeinsam, und das Publikum genoss das. Sanderling hatte mit dem Orchester sechs Sätze aus den ?12 Jahreszeiten? von Peter Tschaikowski und damit höchst Anspruchsvolles einstudiert. Ohne jede Spur von Musizier-Scheu, dafür aber mit einem Riesenspaß gab das Orchester dieses hochromantische Werk vom Lyrischen bis zum Temperamentvollen und bot später mit der Kammersinfonie Opus 110a von Dmitri Schostakowitsch ein Feuerwerk an konzertanter Ausdruckskunst höchst nuanciert. In den leisen Passagen hätte man die Stecknadel fallen hören, im Furioso bebte die Empore ? und das alles mit Können und musikalisch ohne einen Patzer.
Das Orchester kann auch anderes. Das bewies es mit der Interpretin Carolina Eyck am berührungsfreien elektronischen Theremin, die wie eine voluminöse Geige klingt, bei der schwungvollen Filmmusik des Hitchcock-Krimis ?Spellbound?. Diese hatte der Oskar-Preisträgers Miklos Rosza komponiert.
Die zum Konzert-Ende geehrten Preisträger im enviaM-Talentewettbewerb zeigten ebenfalls ihr Können. So erfreute der 19-jährige Solo-Fagottist Stefan Heinrich Kerstan unter anderem mit dem zweiten Satz aus Mozarts B-Dur-Konzert. Das Querflöten-Quartett des Cottbuser Konservatoriums erfreute mit dem Finale des Großen Konzert-Quartetts in fis-Moll des Franzosen Eugene Walckiers. Der 1. Preis ging an das Violoncello-Quartett des Konservatoriums Cottbus, das unter anderem den ?Marching Song? des zeitgenössischen englischen Komponisten Graham Waterhouse spielte. Den Förderpreis erhielt die achtjährige Gitarristin Helene Wiethaus.
Trotz des Konzert-Marathons von zweieinhalb Stunden gab es Begeisterung beim Publikum, im Orchester und beim Dirigenten. Das zeigte sich im langem, fast stürmischen Beifall.