Impressionen der Paul-Gerhardt-Kirche

Die Kirche

  • Dreischiffige spätgotische Backstein – Hallenkirche
  • 1494 nach einem Brand wieder aufgebaut auf den Grundmauern der Vorgängerkirche
  • 1666 Anbau des Altarraumes Ursprünglich dem heiligen St. Nikolai geweiht.
  • Nach der Restaurierung 1930 umbenannt in „Paul-Gerhardt-Kirche“
  • Altar, Kanzel und Taufstein geschaffen von Samuel Hanauer aus Strehla in Sachsen, aufgestellt 1609/1610

Das Paul-Gerhardt-Denkmal

  • eingeweiht am 27. Juni 1907 zum Gedenken an den 300. Geburtstags von Paul Gerhardt (12. März 1607)
  • gestaltet von dem Berliner Künstler Friedrich Pfannschmidt und von der Eisengießerei in Lauchhammer gegossen mit vier bekannten Liedversen von Paul Gerhardt auf dem Sockel versehen; an der Vorderseite das Lied „Befiehl du deine Wege“ und auf der Rückseite das Friedenslied „Gottlob, nun ist erschollen“

Das Paul-Gerhardt-Gemälde

Es wurde zur Zeit Paul Gerhardts bzw. kurz nach seinem Tod gemalt. Es ist das einzige Originalbild von Paul Gerhardt und wurde von der Frau seines Sohnes Paul Friedrich Gerhardt der Lübbener Kirchengemeinde übergeben. Seitdem hat es seine Platz in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche.

Die Orgel

  • Ab 1666 existieren Unterlagen über die Orgel in der Lübbener Kirche.
  • Der heutige Klangcharakter der Orgel besteht seit 1846 durch den Orgelbaumeister Ludwig Hartig aus Züllichau.
  • 1906 hat die Potsdamer Orgelbaufirma Alexander Schuke die Orgel umgebaut und dabei einen großen Teil der Vorgängerorgel verwendet.
  • Mit der Orgelrestaurierung 1997 gelang es der Firma Christian Scheffler aus Frankfurt/Oder die Orgel, das spätromantische Orgelwerk wieder zum Klingen zu bringen.
  • Ausführliche Informationen zur Paul Gerhardt-Kirche finden Sie auf der Homepage der Kirchengemeinde

Fensterbilder der Kirche

Zu Ehren bedeutender Lieddichter, Komponisten und Lyriker, die alle kirchliche Persönlichkeiten zu Zeiten Paul Gerhardts waren, ließ man bei der Restaurierung 1930 in der heutigen Paul-Gerhardt-Kirche eine Reihe von bleiverglasten Fenstern mit deren Motiven einbauen.

Georg Neumark (1621 – 1681) Deutscher Dichter, Komponist von Kirchenliedern und Musiker (Gambe) Geboren: 16. März 1621 in Langensalza Gestorben: 8. Juli 1681 in Weimar Er wuchs in Mühlhausen (1623) auf und besuchte das Gymnasium in Schleusingen (1632) und Gotha (1636). Auf dem Weg zum Studium nach Königsberg/Pr. 1640 bei Gardelegen ausgeraubt, schlug er sich ärmlich in Hamburg und Kiel (1641 Pädagogicus) durch, bis er 1643 endlich nach Königsberg gelangte und dort wahrscheinlich den Dichterkreis um Heinrich Albert und Simon Dach traf. Nach Aufenthalt in Danzig (1648), Thorn (1649/50), Hamburg u.a. erhielt er 1652 eine Anstellung als Kanzlei-Registrator und fürstlicher Bibliothekar in Weimar; faktisch war er dort Hofdichter (1653 Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft Sein bekanntestes geistliches Lied (insgesamt werden ihm 34 zugeschrieben) : »Wer nur den lieben Gott läßt walten« (EG 369) Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut. Das Bild Georg Neumarks ist das im dem Chorraum am nächstliegenden Nordfenster.
Johann Franck (1618 – 1677) Kirchenliederdichter Geboren: 1. Juni 1618 in Guben (Niederlausitz) Gestorben: 18. Juni 1677 in Guben Student der Rechtswissenschaft in Königsberg, bekannt mit Simon Dach. Rechtsanwalt in Guben, wurde 1648 Ratsherr, 1651 Bürgermeister und 1670 Landesältester der Niederlausitz. Franck ist einer der bedeutendsten Kirchenliederdichter und hoch geachtet in seiner Zeit. Durch seine geistlichen Lieder weht der christliche Glaubensgeist Paul Gerhardts und der kindlich fromme Ton der Bibelsprache. Schon zu seinen Lebzeiten haben viele seiner 110 Lieder weite Verbreitung gefunden. Im Ev. Gesangbuch: EG 218 „Schmücke dich, o liebe Seele“ EG 396 „Jesu, meine Freude“ Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu, meine Zier: ach, wie lang, ach lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir! Gottes Lamm, mein Bräutigam, außer dir soll mir auf Erden nichts sonst Liebers werden.
Joachim Neander (Neumann) (1650 – 1680) Theologe, Kirchenlieddichter und Komponist Geboren: 1650 in Bremen Gestorben: 31. Mai 1680 in Bremen Neander stammt aus einer Pastorenfamilie, die sich einer damaligen Mode folgend von Neumann in Neander umbenannte. Er studierte ab 1666 Theologie, wurde als Student 1670 durch die Predigten d. Pfarrers Theodor Undereyck an der Martinikirche erweckt. 1674 wurde er Rektor der Lateinschule der reformierten Gemeinde in Düsseldorf, wo er bei Gelegenheit auch als Prediger und Seelsorger aushalf. 1679 nahm er die Stelle eines Frühpredigers an der Martinikirche in Bremen an. Ein Tal des Flüsschens Düssel bei Mettmann, wo Neander häufig komponierte und Gottesdienste abhielt, wurde im 19. Jahrhundert ihm zu Ehren Neandertal benannt. In seinen 57 »Bundes- und Danckliedern«, die kurz vor seinem Tode erschienen, waren bahnbrechend für die pietistischen Gesangbücher der reformierten und lutherischen Gemeinden. Das Lied EG 316/317 »Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren« ist bis heute eines der bekanntesten Kirchenlieder. Weitere Lieder im Ev. Gesangbuch: EG 166 (M) Tu mir auf die schöne Pforte EG 327 (T/M) Wunderbarer König EG 386 (M) Eins ist not EG 504 (T) Himmel, Erde, Luft und Meer Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!
Martin Rinckart (1586 – 1649) Pfarrer, Dichter und Musiker Geboren: 24. Mai 1586 in Eilenburg Gestorben: 8. Dezember 1649 in Eilenburg Er kam 1601 in die Thomasschule nach Leipzig und wurde vom Thomaskantor Seth Calvisius in den Thomanerchor aufgenommen und später zum Präfekten ernannt. Von 1602 an war R. an der Universität Leipzig immatrikuliert. 1610 Kantorenstelle an St. Nicolai zu Eisleben, 1611 wurde er Diaconus an St. Annen zu Eisleben. Gegen Ende 1613 übernahm er die Pfarrstelle in Erdeborn bei Eisleben. 1615 zum Poeta laureatus gekrönt, erwarb er 1616 die Magisterwürde und wurde 1617 Archidiaconus in Eilenburg, wo er bis zu seinem Lebensende, auch in großen Nöten im Dreißigjährigen Krieg (Pest, Hunger, Wucher, Brandschatzungen), vor allem durch seine Katechismuspredigten und als Seelsorger wirkte. Im Ev. Gesangbuch 321 „Nun danket alle Gott“ Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan.
Phillpp Nicolai (Rafflenböhl) (1556 – 1608) Geboren: 10. August 1556 in Mengeringhausen Gestorben: 26. Oktober 1608 in Hamburg Der Zuname Nicolai statt Rafflenboel erklärt sich aus der Tatsache, daß bereits sein Vater den Taufnamen seines Vaters Nicolaus Rafflenboel zu seinem Zunamen gemacht hat. Er besucht Schulen in Kassel, Hildesheim, Dortmund, Mühlhausen und Corbach. 1575 geht er zum Studium nach Erfurt, das mit Ausnahme eines Theologieprofessors, der sich zur Augustana bekennt, katholisch ist. Seinen Lebensunterhalt kann er nur sehr mühsam, unter anderem durch selbstverfaßte Gedichte verdienen. Das Jahr 1576 bedeutet für Nicolai zum erstenmal die Konfrontation mit dem Tod in der engsten Familie: Der Bruder Jonas stirbt im Alter von 22 Jahren, die Mutter bald darauf. Studium in Wittenberg, nach seinem Studium – im Herbst 1579 – geht N. zusammen mit seinem Bruder Jeremias ins Kloster Volkhardinghausen, um dort zu unterrichten und sich eigenen Studien zu widmen. 1583 erhält er den Ruf als Pfarrer nach Herdecke. Sein Versuch, die Gemeinde lutherisch aufzubauen, scheitert. Denn als 1586 spanische Truppen aus den Niederlanden die Gegend überfallen, muß N. als protestantischer Pfarrer die Stadt verlassen. Er flieht, zunächst nach Wetter, geht dann, nachdem sein Amtsbruder in Herdecke die katholische Messe wieder eingeführt hat, nach Köln. Es beginnt die Zeit des offenen Streites: äußerlich und literarisch. 1587 wird N. von Köln nach Waldeck gerufen, 1588 Hofprediger in Wildungen und Hauslehrer des jungen Grafen Wilhelm Ernst, Sohn der Gräfin Margaretha. 1596 Pfarrer in Unna, 1601 Hauptpastor in St. Katharinen Hamburg bis zu seinem Tod. Lieder im Evangelischen Gesangbuch 70 „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ und 147 „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ »Wachet auf«, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne, »wach auf, du Stadt Jerusalem! Mitternacht heißt diese Stunde«; sie rufen uns mit hellem Munde: »Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Wohlauf, der Bräut’gam kommt, steht auf, die Lampen nehmt! Halleluja! Macht euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn!«
Paul Fleming (1609 – 1640) Bedeutender Barocklyriker Geboren: 5. Oktober 1609 in Hartenstein a. d. Mulde/Vogtland Gestorben: 2. April 1640 in Hamburg Er besuchte die Lateinschule in Mittweida und die Thomasschule in Leipzig und studierte dort seit 1628 Medizin. Er widmete sich der Dichtkunst und wurde 1631 zum »kaiserlichen Poeten« gekrönt. Fleming ging 1633 nach Holstein und bewarb sich um die Stelle eines Hofjunkers und Truchsesses bei der Gesandtschaft, die Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorp nach Persien zu schicken beabsichtigte, um den ostindischen Seidenhandel auf dem Landweg über Rußland nach Holstein zu leiten. Er hatte mit seiner Bewerbung Erfolg. Fleming trat im November 1633 mit der Gesandtschaft die Reise nach Rußland an, die im März 1635 nach Persien aufbrach. Im Sommer 1639 kehrte er von der gefahrvollen und strapazenreichen Reise nach Holstein zurück, setzte in Leiden sein Studium fort und erwarb im Januar 1640 den medizinischen Doktorgrad. Er schrieb geistliche und weltliche Lieder in deutscher und lateinischer Sprache, kraftvolle, ursprüngliche Lyrik. Am bekanntesten ist sein zu Beginn jener Gesandtschaftsreise gedichtetes Vertrauenslied »In allen meinen Taten laß ich den Höchsten raten« (EG 368). In allen meinen Taten laß ich den Höchsten raten, der alles kann und hat; er muß zu allen Dingen, soll’s anders wohl gelingen, mir selber geben Rat und Tat. Linkes Kirchenschiff (Nordseite)