Konzert mit Gunter Emmerlich und Ensemble

(Sabina Herzog, Cellistin; Kurt Sandau, Trompete und Corno da caccia; Klaus Bender, Orgel)
in der Paul-Gerhardt-Kirche Lübben(Spreewald)

Ein Musikerlebnis mit Heiterkeit und Andacht.

Wer am Sonntag zu spät gekommen ist, den haben die eher Gekommenen mit einem Hör-Platz ohne Sicht auf die Akteure bestraft ? im Konzert, das Gunter Emmerlich mit seinem Ensemble in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche gegeben hat. Mehr als 600 Menschen sind es gewesen, die fast zwei Stunden lang Musik vom Feinsten mit viel Humor zwischendurch genossen haben.

Text: Detlev Simsch
Foto: Harald Friedrich
Ein ?festliches Kirchenkonzert? hatten die Veranstalter schon lange Zeit zuvor angekündigt. Viele hatten sich eben auch lange Zeit zuvor wie Bernd Köppers aus Berlin-Neukölln Eintrittskarten besorgt. ?Emmerlich kennt man aus dem Fernsehen, und den nun leibhaftig und in Farbe zu erleben, das ist schon was?, sagte er im RUNDSCHAU-Gespräch. Im Gerhardt-Jahr 2007 habe die Spreewaldstadt ohnehin ?doll viel auf die Beine gestellt?, freute er sich. Für den Berliner und seine Familie sei Lübben mit seiner Kulturszene ?fast vor der Haustür? inzwischen ein kleiner Geheimtipp für gute Freunde ? und nun auch noch Emmerlich!

Gunter Emmerlich weiß, was sein Publikum von ihm erwartet. Er, der Künstler mit vielen Ausdrucksmöglichkeiten, verstand ein Kirchenkonzert wie das in Lübben durchaus nicht als todernste Angelegenheit. ?Die beste Ehrung für einen Komponisten ist und bleibt es doch, seine Musik zu spielen?, zitierte er den Literaten Romain Rolland. Das bezog er zunächst auf Georg Friedrich Händel, schließlich aber doch auf eine ganze Reihe von Komponisten aus den Epochen des Barock bis fast zur Moderne. Insgesamt zwanzig musikalische Versprechungen unterschiedlichster Art bot das Konzert-Programm. ?Am besten ist wohl der dran, der eine Eintrittskarte mit Platz dicht am Ausgang hat?, ulkte Emmerlich. Aber alle blieben.

Mit ihm waren die Cellistin Sabina Herzog, Kurt Sandau an der Trompete und dem Jagdhorn sowie Klaus Bender als Multitalent als Organist an der großen Schuke-Orgel der Gerhardt-Kirche als auch an deren kleineren Schwester vor dem Altar, als Pianist und Arrangeur verschiedener Stücke gekommen.

Gunter Emmerlich war in allen Phasen des Konzerts ohne Pause mit seinen Mitspielern in bester Form. Nach einer fulminant gespielten barocken Toccata auf der Schuke-Orgel bot Emmerlich Abwechslung quer durch viele Stilrichtungen. Der bekannte Choral ?Lobe den Herren? erklang in den Fassungen von Rinck, Reger und Walther teils als Bass-Solo mit Begleitung, teils als instrumentales Vergnügen. ?Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre? von Beethoven war nicht stimmgewaltig im Bass, sondern fein abgestuft in der musikalischen Aussage und in einfühlsamer Klavier-Begleitung zu hören.

Mit im Programm das innige ?Panis angelicus? von Cesar Franck, außerdem sängerisch fast alles Fordernde wie eine Arie aus der ?Messe Solenelle? von Rossini und das von barocken Koloraturen nur so strotzende ?Du bis der Ehren König? aus Händels ?Dettinger Te Deum?. Als besondere Hommage an Paul Gerhardt an dessen letzter Ruhestätte in der Lübbener Hauptkirche erklangen Lieder mit dessen Texte ?Geh aus, mein Herz, und suche Freud´? sowie ?Nun ruhen alle Wälder?.

Emmerlich wäre nicht er selbst, würde er nicht auch dem Spiritual Raum geben ? ?Go down, Moses? sang er zur Freude seiner Hörer, später ?O when the Saints?. Zur Überraschung wurde die Wandlung der Cellistin Sabina Herzog zu einer klangvollen Sopranistin. Sie sang gemeinsam mit Gunter Emmerlich Mendelssohns ?Das ist der Tag des Herrn? und Elgars ?Hymnus?, der oft an britischen Hof intoniert wird: ?Klänge der Freude?.

So ein Ensemble kommt ohne Zugaben nicht vom Podium ? und eine davon galt erneut Johann Sebastian Bach mit ?Jesu bleibet meine Freude?. Freude nach dem Konzert mit viel Beifall brachte Lübbens Pfarrer Olaf Beier: Neben Blumen für die Cellistin brachte er auch einen kleinen Kasten Paul-Gerhardt-Bier für die Männer. ?Dafür verzichte ich gern auf Blumen?, bedankte sich Gunter Emmerlich.