Liedpredigt und Kantate von Dietrich Buxtehude „Wie soll ich dich empfangen“

Liedpredigt und Kantate von Dietrich Buxtehude
„Wie soll ich dich empfangen“
mit Präses Christoph Morgner
Paul-Gerhardt-Kirche Lübben (Spreewald)

Leitung:
Kantor der Paul-Gerhardt-Kirche Lübben (Spreewald)
Michael Lamprecht
Ausführende:
Ökumenischer Kirchenchor der Paul-Gerhardt-Kirche Lübben (Spreewald)und weitere Sängerinnen und Sänger aus dem Ev. Kirchenkreis Lübben

Solisten:
Hyun-Ju Kim-Lamprecht, Sopran
Lamprecht, Violine

Foto: Günter Thieme
Predigttext und Liedtext unter: weitere Infos
?Wie soll ich dich empfangen??
Kantaten-Gottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche zu Lübben,
am 16. Dezember 2007

In diesem Gottesdienst fand eine Taufe statt. Vor der Predigt wurde die ent-sprechende Kantate von Dietrich Buxtehude aufgeführt. Diese Kantate besingt die Strophen 1 bis 6 (EG 11, Gemeinschaftsliederbuch 42). Nach der Predigt sang die Gemeinde die Strophen 4 und 10.

Liebe Gemeinde,
der 400. Geburtstag von Paul Gerhardt hat Ihre Stadt und Ihre Kirchengemeinde ins Blickfeld der Christenheit gerückt. Millionen Christen in aller Welt denken im Zusam-menhang des festlichen Jahres hierher. Viele haben den Weg in den Spreewald gefun-den. Das ist für Sie Bestätigung und Ansporn, nicht nur das anvertraute Erbe zu hüten und den Nachlass zu verwalten, sondern das Evangelium von Jesus Christus immer neu zur Sprache und zum Klingen zu bringen. So lag es Paul Gerhardt am Herzen. Ich bin überzeugt: Er hätte seine helle Freude, würde er heute unter uns sitzen. Sicherlich kriegt er im Himmel viel von unserem festlichen Gottesdienst mit. Denn wir als Ge-meinde hier in der Kirche und die vollendete Gemeinde im Himmel sind unsichtbar und eng miteinander verbunden. Gemeinsam loben wir unseren Gott und Heiland.

Heute tun wir das durch das Lied, das wir eben als Kantate gehört haben. Es wurde im Dreißigjährigen Krieg oder kurz danach geschrieben. Sein Text wird uns umso kostbarer, wenn wir die Umstände bedenken, unter denen Paul Gerhardt und seine Zeitgenossen zu leben hatten. Kein Krieg hat unser Land und die Seelen der Menschen übler zugerichtet als dieser. Äußeres und inneres Elend zehren den Lebensmut auf.

Mitten in den schrecklichen Geschehnissen Paul Gerhardt. Er weiß, wovon er redet: Menschen sind ?hochbetrübt? und von ?Gram und Schmerz? gezeichnet. Das sind keine Schreibtischeingebungen, sondern bitter erlittenes Leben. Aber das unterscheidet Paul Gerhardt von seinen Zeitgenossen: Er lässt sich vom Elend nicht einkesseln, das er um sich herum wahrnimmt und das auch sein eigenes Leben nicht verschont. Er weiß auch vom anderen: Über unserer Welt, die aus tausend Wunden blutet, ist der Himmel aufgegangen. Gott hat sein Zelt unter den Menschen aufgeschlagen. Zu Weihnachten hat die größte Liebesgeschichte aller Zeiten begonnen. Sie schließt jeden ein. Diese Liebe hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus Christus.

Eben haben wir es eindrücklich vom Chor gehört: ?Nichts, nichts hat dich, Jesus, ge-trieben zu mir vom Himmelszelt als das geliebte Lieben, damit du alle Welt in ihren tausend Plagen und großen Jammerlast, die kein Mund kann aussagen, so fest umfan-gen hast?. Allein die Liebe ist?s, die Jesus auf unsere Erde ?getrieben? hat. Mit dem zweimaligem ?nichts? werden energisch alle anderen Motive abgewehrt. Jesus kommt nicht, um sich von uns feiern und huldigen zu lassen. Er kommt auch nicht, um seine Lehre mit Gewalt auszubreiten. Auch nicht, um uns heimzuzahlen, was wir Gott schuldig bleiben. Jesus verfolgt nur ein einziges Ziel: uns, so wie wir sind, fest zu ?umfangen? und uns in die Arme zu schließen. Er will nicht etwas von uns, sondern gibt sich uns total, bestimmt von lauter Liebe. Paul Gerhardt sagt uns das gleich doppelt: ?geliebtes Lieben?.

Jesus belässt es dabei nicht bei Absichten. Er klopft keine Sprüche, sondern lebt, was er sagt: Er geht den Müden und Gestrauchelten hinterher, um sie aufzurichten und zu trösten. Er hat keine Angst, sich bei Aussätzigen anzustecken. Für jeden hat er Zeit. Für jeden findet er ein gutes Wort. Schließlich hängt er am Kreuz, hingerichtet wie ein Verbrecher. So weit reicht seine Liebe. Sie kostet ihm das Leben. Das alles hält seine Liebe aus. So, auf diese Weise sagt´s uns Jesus: ?Ich bin ganz für euch da. Meine Liebe reicht in alle Lebenslagen hinein. Sie holt euch auch dort ab, wo ihr euch aufreibt und unter vielem leidet, was ihr nicht versteht und nicht unter die Füße kriegt?.

So erlebt es Paul Gerhardt, und die Männerstimmen haben es uns eben musikalisch nahegebracht: ?Ich lag in schweren Banden, du kommst und machst mich los; ich stand in Spott und Schanden, du kommst und machst mich gro?. Paul Gerhardt weiß von ungezählten ?schweren Banden?, unter denen Menschen stöhnen: Da ist die Sün-de. Sie zieht bittere Spuren in Ehen und Familien, unter Freunden und Kollegen, bei Volksgruppen und Staaten. Jede Tagesschau liefert uns schlimmes Belegmaterial für die schreckliche Macht des Bösen. Und da ist der Tod . Seinem Würgegriff entgeht keiner. Viele verdrängen ihn: ?Nur nicht dran denken!? Aber die Ängste bleiben. Jede Krankheit, die uns zusetzt, ist ein Vorsignal des Todes, der auf uns wartet.

Doch zum Glück wird es Advent und Weihnachten. Gott kommt in Jesus Christus. Da-von hören und singen wir. Zwar sind Sünde und Tod noch da. Sie setzen uns zu. Sie heizen uns ein. Aber für den, der sich an Jesus hält, sind sie keine letzten Größen mehr. Sie sind eingeklammert von Jesus. Der ist stärker. Keiner muss nun länger im Gefängnis der Sünde und des Todes bleiben. Jesus holt uns in die Welt des Glaubens und der Liebe. Deshalb feiern wir in diesen Wochen und jetzt im Gottesdienst die Glo-balisierung der göttlichen Liebe. Sie umspannt alle und alles. Die andere Globalisierung kennen wir zur Genüge: die des Marktes und der Produktion, der Vernetzung von In-formationen und Dienstleistungen. Wir sind deren Nutzer und Opfer zugleich. Global ist aber auch die Ratlosigkeit der Regierenden, Entscheidendes gegen den sich aus-breitenden Flächenbrand der Entmutigung zu unternehmen und Signale der Hoffnung aufzurichten.

Gott jedenfalls denkt global. Und mehr noch: Er liebt global. Er will damit jeden Winkel der Welt erfassen. Er möchte Elend und Not durchdringen. Er will auch wirksam wer-den, wo Menschen in Afrika es aufgegeben haben, irgendetwas zu erhoffen, weil durch Armut, Terror und Korruption ihre Lebenskraft aufgezehrt ist. Auch dort, wo Menschen neben uns ohne Perspektive sind, weil ihnen der Arbeitsmarkt keine Chance bietet. Auch dort, wo kleine Kinder Liebe und Achtsamkeit nur vom Hörensagen kennen, weil sie von ihren Eltern vernachlässigt und gedemütigt werden.

Gottes Liebe will zu jedem hinstrahlen. Gott will doch nicht das Elend, das Böse. We-der das von dazumal noch das aus unseren Tagen. Deshalb sind zunächst wir eingeladen: Lass dich von Jesus ergreifen und umfassen, denn die rettende Liebe will nicht nur allgemein auf der Erde ankommen, sondern auch bei Dir und mir, auch bei Philine, die wir vorhin getauft haben. Darum geht?s Paul Gerhardt: Jesus soll auch zu ihm kommen, bei ihm einkehren und in seinem Innern Quartier machen.

Paul Gerhardt fragt Jesus: ?Wie soll ich dich empfangen? Wie kann ich dir angemessen begegnen? Wie kann ich dich so würdigen, wie du das verdienst? Ich bin doch ein fehl-samer, sündiger Mensch. Was dich erfreut und ?ergötzt?, musst du mir selber sagen und geben: ?O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei?.

Damals, als Jesus zum ersten Mal gekommen ist, war das Begrüßen einfach: Als roten Teppich hat man Palmen auf den Weg gelegt. Ehre, wem Ehre gebührt! Palmen haben wir heute nicht, aber ?Psalmen?, Lobgesänge und eine wohlklingende Kantate aus der Feder des hochangesehenen Lübecker Kantors Dietrich Buxtehude, einem Zeitgenos-sen von Paul Gerhardt: ?Und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn. Ich will dich in alten und neuen Liedern loben und preisen. Ich will besingen, das du für die Welt und auch an mir getan hat?.

Aber bei Psalmen bleibt es nicht. Der dankbare Glaube zieht weite Kreise: ?Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis und deinem Namen dienen, so gut es kann und weiß. Ich will leben in deinem Sinn, dir zur Verfügung stehen und etwas von der Liebe an andere weitergeben, die du mir täglich schenkst?. Dazu regt uns auch große Ge-burtstag an, der im kommenden Jahr in Haus steht: 200 Jahre Johann Hinrich Wichern. Der Ort des Gedenkens rückt von Lübben nach Hamburg. Der Spitzensatz von Wichern liegt ganz auf der Linie von Paul Gerhardt: ?Die Liebe gehört mir wie der Glaube?. Was wir glauben, will sich umsetzen in Liebe zu den Menschen. So dienen wir Jesus. Damit erweist sich unser Glaube als lebendige Kraft, die Güte verbreitet und die Segen stiftet quer durch die Jahrhunderte. Sicherlich begrenzt und bruchstückhaft. Häufig durchsetzt von unserem Versagen, leider auch in der Geschichte der Kirche. Paul Gerhardt sieht das realistisch: ?Ich will dir dienen, so gut mein Herze das kann und weiß. Ich will mich mühen, so viel an Liebe weiterzugeben wie wir das möglich ist, trotz meiner begrenzten Einsichten und Reichweite?.

Auf diese Liebe sind Menschen angewiesen wie auf nichts anderes. Die Sehnsucht da-nach ist riesengroß: ?O aller Welt Verlangen?. Wirklich ?aller Welt Verlangen?? Sind es nicht Ungezählte, die einfach abwinken und das, was wir glauben, als hinterwäldle-risch, fortschrittsfeindlich und belanglos abtun? Tatsächlich. Aber trotzdem hat Paul Gerhardt recht: Gott hat jedem Menschen die ?Ewigkeit ins Herz gelegt?. Alle tragen in sich eine große Sehnsucht nach Liebe, nach Sinn, nach Verstandwerden, Trost und Glück. Diese Sehnsucht ist viel größer als alles, was in dieser Welt angeboten wird. Das innere Verlangen wird heute meist hingelenkt auf gefüllte Schaufenster und glitzernde Fassaden, auf Erfolg und Karriere, Besitz und Kontostand. Das verspricht Lebenserfüllung und Sicherheit. Das zieht viele magnetisch an.

Doch hier landen wir stets an der falschen Adresse. So erstrebenswert das alles sein mag: Unser tiefes inneres Verlangen geht dort ins Leere. Unser Sehnen nach einem erfüllten Leben wird nicht in Kaufhäusern und Banken gestillt, auch nicht durch Weltanschauungen und Theorien, sondern durch eine lebendige Person, der wir im Glauben begegnen: Jesus Christus. Wir sollen eintreten in eine enge, persönliche Be-ziehung zu ihm. Keiner beschreibt und besingt sie so innig wie Paul Gerhardt. Jesus wird ihm zu ?meiner Seelen Zier?, zum besten Stück, zum Ein und alles. Denn bei Jesus erleben wir ein ?Gut, das sich nicht lässt verzehren wie irdisch Reichtum tut?. Das Glück, das wir bei Jesus finden, verbraucht sich nicht. Im Gegenteil: Es reichert sich im Laufe eines langen Lebens an. Jesus wird uns mit jedem Tag kostbarer und wertvoller. Die Freude an ihm zieht sich wie ein roter Faden durch unseren Alltag, selbst dann, wenn es widrig zugeht. Hier lassen wir uns von Jesus sagen: ?Seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür?. Verbunden mit Jesus, sind wir nie mehr mit uns und unserem Leben allein. Indem er zu uns tritt, indem wir uns an ihn wenden, lösen sich nicht handstreichartig die Probleme, aber wir lösen uns von den Problemen. Wir lösen uns von unseren Sorgen, unserem Kummer und Leid. Uns wird leichter ums Herz. Uns fließt Kraft zu, mit allem umzugehen, was uns bedrängt und ängstigt.

Jeder soll singen können: ?Als mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht, da bist du, mein Heil, kommen und hast mich froh gemacht?. Hier kommt der Himmel in unseren Alltag. Wen wundert?s, dass der Liederdichter Jochen Klepper im Dritten Reich von unserem Lied bekennt: ?Sein Text ist mir von Jahr zu Jahr unerschöpflich?. Tat-sächlich haben wir in unserem Lied alles drin, was wir fürs Leben und einmal fürs Sterben brauchen. Volle Substanz, Vitamine und Nährstoffe satt für unseren Glauben. Wie gut, dass das Lied auch durch Johann Sebastian Bach und sein Weihnachtsoratori-um seinen Siegeszug durch die Welt angetreten hat. In der Melodie von Johann Crüger hat es einen festen Platz in den Gesangbüchern der Konfessionen gefunden.

Es hilft uns, einen dreifachen Advent zu feiern: Damals wurde Jesus in Bethlehem ge-boren. Heute kommt er zu uns im Wort, in der Musik, in Brot und Wein des Heiligen Abendmahls und im Wasser der Taufe. Und er wird einmal wiederkommen, wie wir es vorhin im Glaubensbekenntnis ausgesprochen haben. Auch das gehört zur Botschaft des Advents: Jesus kehrt zurück, um einen Schlussstrich unter der Welt und unter jedem einzelnen Leben zu ziehen: ?Er kommt zum Weltgerichte, zum Fluch dem, der ihm flucht, mit Gnad und süßem Lichte dem, der ihn liebt und sucht.? Der Schlussvers verweist uns auf die Tatsache, die zu unserem Menschsein gehört: Am Ende wird eine Bilanz erstellt. Es wird Gericht gehalten. Denn Gott nimmt uns ernst. Er fragt uns einmal danach, wie wir mit unseren Talenten und Fähigkeiten umgegangen sind. Sein Gericht hat eine gewichtige Seite: Die Untaten, die immer wieder Menschen ins Verderben gestürzt haben, sind nicht vergessen, mit welchen Namen sie auch ver-knüpft gewesen sind. Viele Verbrecher haben sich ihrer Verantwortung entzogen, oder die irdische Gerechtigkeit hat sie nicht packen wollen oder auch können.

Was für ein Trost: Es gibt eine letzte Gerechtigkeit. Nichts ist vergessen. Nichts wird unter den Tisch gekehrt. Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich fein, weiß der Volksmund. ?Er kommt zum Weltgerichte, zum Fluch dem, der ihm flucht?. Auch das, was wir angerichtet haben, ist nicht vergessen. Es sei denn, wir lassen uns das heute schon vergeben. Lasst uns deshalb unsere Sünde zu Jesus unters Kreuz bringen. Dort wird sie ein für allemal erledigt. Und
Gott wird sich nie mehr daran erinnern. Dann schauen wir ohne Angst nach vorn: Es kommt doch der Heiland, dem wir heute schon in Liebe verbunden sind. Seine Vor-freude lässt Paul Gerhardt in ein Gebet einmünden: ?Ach komm, ach komm, o Sonne, und hol uns allzumal zum ewgen Licht und Wonne in deinen Freudensaal?. Paul Ge-rhardt sieht vor sich ?Licht, Wonne und Freude?, ein völliger Kontrast zu dem, was er um sich herum im unseligen Krieg vorfindet und was sich an Leid in seinem eigenen Leben zuträgt.

In all seinen Liedern weitet Paul Gerhardt uns unermüdlich den Horizont, damit wir begreifen, was Gott noch vorhat. In seiner Ewigkeit tauchen wir ein in zeitlose Freude, in Licht und Harmonie. Gott wird bei uns sein und wir bei ihm. Und Jesus mittendrin. Ein Tag ohne Abend, Jubel ohne Grenzen, Feiern ohne Ende.

Aber wir werden hier nicht aufs Jenseits vertröstet, sondern aus dem Jenseits getröstet und gestärkt für die Aufgaben, die heute anstehen. Gott will uns dabei haben, wenn er heute in seiner Liebe zu den Menschen unterwegs ist. Jeder kann sich hier mit seinen Gaben einbringen. Das gibt unserem Leben Sinn und lässt uns wirklich zufrieden werden. Und einmal geht die Tür auf zu ?ewgem Licht und Wonne in Gott Freudensaal?. Wohl dem, der dahin unterwegs ist. Er wird heute schon Advent und Weihnachten nicht nur feiern, sondern erleben. Amen.

Dr. Christoph Morgner, Kassel

  1. Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir,
    o aller Welt verlangen, o meiner Seele Zier?
    O Jesu, Jesu stze mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.
  2. Dein Zion streut dir Palmen / und grüne Zweige hin, / und ich will dir in Psalmen / ermuntern meinen Sinn. / Mein Herze soll dir grünen / in stetem Lob und Preis / und deinem Namen dienen, / so gut es kann und weiß.
  3. Was hast du unterlassen / zu meinem Trost und Freud, / als Leib und Seele saßen / in ihrem größten Leid? / Als mir das Reich genommen, / da Fried und Freude lacht, / da bist du, mein Heil, kommen / und hast mich froh gemacht.
  4. Ich lag in schweren Banden, / du kommst und machst mich los; / ich stand in Spott und Schanden, / du kommst und machst mich groß / und hebst mich hoch zu Ehren / und schenkst mir großes Gut, / das sich nicht lässt verzehren, / wie irdisch Reichtum tut.
  5. Nichts, nichts hat dich getrieben / zu mir vom Himmelszelt / als das geliebte Lieben, / damit du alle Welt / in ihren tausend Plagen / und großen Jammerlast, / die kein Mund kann aussagen, / so fest umfangen hast.
  6. Das schreib dir in dein Herze, / du hochbetrübtes Heer, / bei denen Gram und Schmerze / sich häuft je mehr und mehr; / seid unverzagt, ihr habet / die Hilfe vor der Tür; / der eure Herzen labet / und tröstet, steht allhier.
  7. Ihr dürft euch nicht bemühen / noch sorgen Tag und Nacht, / wie ihr ihn wollet ziehen / mit eures Amtes Macht. / Er kommt, er kommt mit Willen, / ist voller Lieb und Lust, / all Angst und Not zu stillen, / die ihm an euch bewusst.
  8. Auch dürft ihr nicht erschrecken / vor eurer Sünden Schuld; / nein, Jesus will sie decken / mit seiner Lieb und Huld. / Er kommt, er kommt den Sündern / zu Trost und wahrem Heil, / schafft, dass bei Gottes Kindern / verbleib ihr Erb und Teil.
  9. Was fragt ihr nach dem Schreien / der Feind und ihrer Tück? / Der Herr wird sie zerstreuen / in einem Augenblick. / Er kommt, er kommt, ein König, / dem wahrlich alle Feind / auf Erden viel zu wenig / zum Widerstande seind.
  10. Er kommt zum Weltgerichte: / zum Fluch dem, der ihm flucht, / mit Gnad und süßem Licht / dem, der ihn liebt und sucht. / Ach komm, ach komm, o Sonne, / und hol uns allzumal / zum ewgen Licht und Wonne / in deinen Freudensaal.