Konzert mit Harmonic Brass

19.00 Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben (Spreewald)
Konzert mit Harmonic Brass
?Meisterwerke?

Fünf umjubelte Künstler haben am Samstagabend vor dem Altar und unter dem lebensgroßen Bild von Paul Gerhardt in der Kirche, die dessen Namen trägt, gestanden und ihr Publikum begeistert.
Wer sagt, dass das Beste meist zum Schluss käme, der hat auch bei diesem Konzert Recht behalten.
Waren alle 14 Programm-Stücke schon musikalische Sahnehäubchen an sich, so setzte der Mann mit der Tuba noch eins obendrauf. Manfred Häberlein, der Virtuose mit seiner ?Dickmadam? ? so nennt er mit Liebe sein Instrument ? zeigte Ungeheures in seiner Interpretation eines volkstümlich gewordenen Stückes aus dem «Karneval in Venedig» .

Text: Detlev Simsch
Foto: Werner Kuhtz
Das Lied «Mein Hut, der hat drei Ecken» basiert auf dieser fröhlichen Melodie, und Häberlein entlockte seinem massigen Instrument immer neue Variationen so heiter, kunstvoll und scheinbar federleicht, das vielen im Publikum der Atem zu stocken schien. Insgesamt sechs Variationen bot er, und nach jeder gab es Beifall auf offener Szene ? und das ist für ein Konzert selbst dieser Güte ungewöhnlich.
«Schwerelosigkeit ist keine Frage des Gewichts» , wird Häberlein im Programmheft von Harmonic Brass zitiert. Er ist sich sicher, dass auch das optisch wuchtigste Instrument seine virtuosen Seiten hat, wenn man es denn richtig zu spielen weiß. Er kann das, was in Lübben am Samstag erneut zu beweisen und zu bejubeln war.
Das Ensemble aus München mit seinem Chefarrangeur und 1. Trompeter Hans Zellner, dem 2. Trompeter Breno Feldkepper, dem Hornisten und Conferencier des vergnüglichen Abends, Andreas Binder, dem Posaunisten Thomas Lux und eben dem Mann mit der Tuba, Manfred Häberlein, erwies sich auch beim Lübbener Konzert als ein seriöser Klangkörper, der das schelmische Augenzwinkern beim Musizieren nicht verloren hat.
Es war, als erinnerten sich die Musiker bei jedem ihrer Darbietungen an die bayerische Anekdote, wonach der liebe Gott einem Papst im Traum geraten hätte, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.
So kamen selbst Meisterwerke ? das Programm ist so benannt ? im besonderen Arrangement, meist von Hans Zellner geschrieben, locker und dennoch dem Werk entsprechend ins Publikum.
Waren es das «Air» und zwei weitere Sätze aus Johann Sebastian Bachs dritter Orchestersuite in liebevoller Interpretation, der weltberühmte Kanon von Pachelbel in seiner fast stoischen Ruhe sauber geblasen oder der rasante Säbeltanz von Chatschaturjan ? so hatten viele Hörer ihre musikalischen Ohrwürmer noch nicht vernommen.
Der Ungarische Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms gehörte zu den furiosen Werken dieses Konzertabends. Aber auch ganz andere Rhythmen wie der legendäre «Libertango» von Astor Piazzolla oder die Blumenarie aus Leo Delibes hierzulande wenig gespielten Oper «Lakme» wissen die Männer von Harmonic Brass originell zu spielen.
Der Hornist Andreas Binder hatte seine Eindrücke von einer Tournee durch die Toskana, Rom und das verkehrschaotische Neapel in seine musikalischen Erinnerungen als «Concerto Italiano» verpackt, und auch das gefiel dem Publikum.
Doch auch für die jungen Konzertbesucher hatten die Musiker etwas dabei. Sechs Mädchen und Jungen beteiligten sich beim Potpourri «Mouse an Friends» am Erkennen von Titel-Melodien beliebter Kinderfernseh-Serien. Die «Sendung mit der Maus» , der «Pumuckl» , «Heidi» , das Sandmännchen und die Biene Maja waren darunter.
Bei einer Preisverleihung auf offener Bühne konnten sich Anja Hühne, Franziska Müller und Jonas Fritsche über jeweils eine CD freuen.