„Wie und wo kommen die Liederbücher her“

18.30 Uhr Informationen zur Liederbuchausstellung
„Wie und wo kommen die Liederbücher her“

Bücher-Odysseen bis in die Lübben Gerhardt-Kirche
Mehr als 130 vertonte Lieder sind von Paul Gerhardt erhalten geblieben. Sie werden auf fast allen Kontinenten gesungen, was eine Ausstellung von Liederbüchern in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche beweist.
Im Rahmen der Gerhardt-Frühjahrswoche haben am Mittwoch Mitgestalter dieser besonderen Ausstellung in einer öffentlichen Veranstaltung vom oft abenteuerlichen Weg vieler Liederbücher bis nach Lübben erzählt.
Aus aller Welt
Bücher aus 40 Ländern, die alle Lieder von Paul Gerhardt enthalten, sind in der Ausstellung zu sehen. Darüber informierte Werner Kuhtz, einer der Initiatoren der Schau sowie einer DVD mit Liedern, die Chöre aus vielen Ländern der Erde singen.
Kuhtz erzählte von einer Reise mit Posaunenchören aus Brandenburg nach Südafrika vor drei Jahren. Sie erlebten die quicklebendig-kraftvollen Gesänge in den Kirchen der farbigen Afrikaner wie auch die andachtsvollen Zuhörer in den weißen südafrikanischen Gemeinden. Ein Liederbuch aus Südafrika hat er für die Ausstellung ebenso beigesteuert wie eine Video-Aufzeichnung des Kirchenchors aus Natal, der in Afrikaans singt ?Ich steh an deiner Krippen hier? ? eine der Sehenswürdigkeiten der Schau.

Text: Detlev Simsch
Bild: Werner Kuhtz

Siehe auch: Weitere Infos
Christoph Sehmsdorf, Pfarrer in Ruhestand, brachte Bücher aus Tansania, wo er lange wirkte, ein. Pfarrer i. R. Freybe gab welche aus Guatemala. Über den Kontakt zu einer Familie in Teltow, die Freundschaften in Brasilien pflegt, kam ein Gesangbuch aus diesem Land in die Ausstellung.
Karin Kindler hat unter anderem ein Buch aus Kanada beigesteuert, das ebenfalls Erinnerungen an geschichtsträchtige Zeiten weckt. Nach dem Evangelischen Kirchentag im Juni 1989 im damaligen Westberlin gab es Begegnungen mit Kanadiern, die Lübben besuchten. Es gab im September 1989 einen Gegenbesuch in Kanada ? ?aber von Schönefeld über Moskau nach Toronto, wo wir in der Aeroflot-Maschine wieder über Berlin flogen. So war das damals vor dem Mauerfall eben?, erinnert sich Karin Kindler. Drei erlebnisreiche Wochen folgten, und ein Gesangbuch aus Toronto ist aus ihrer Sammlung in Lübben zu sehen.
Stefan Roth besuchte vor allem Südamerika, erlebte Gastfreundschaft und brachte aus Santiago de Chile, aber auch aus dem chilenischen Valdivia Bücher nach Lübben mit. Ungewöhnliches erlebte er im neuseeländischen Auckland: Nach Vermittlung eines Pfarrers gab ihm die koreanische Aussiedler-Gemeinde ein Gesangbuch mit in den Spreewald, wo es nun in der Lübbener Gerhardt-Kirche zu sehen ist.
Muttersprache aller Menschen
Pfarrer Olaf Beier erinnerte an einen Ausspruch des berühmten Musikers Yehudi Menuhin: ?Musik und Singen ist die Muttersprache aller Menschen?. Ihm selbst sei das bei einem USA-Besuch in Madison (Wisconsin) bewusst geworden, als er in einer Kirche das Gerhardt-Lied ?Die güldne Sonne? hörte. Gerhardts Lieder werden rings um den Erdball gesungen, erinnerte Olaf Beier.
Die Gäste des Abends sangen mit Kantor Johannes Leonardy einige Strophen aus Gerhardt-Liedern und freuten sich über eine gelungene Dauerausstellung, die zu den Öffnungszeiten der Kirche zu besichtigen ist. -ds