„Mixtur in Brass“

17.00 Uhr Paul-Gerhardt-Kirche Lübben (Spreewald)
„Mixtur in Brass“
Grosse Orgelwerke an der Paul-Gerhardt-Wirkungsstätte
Organist: Michael Markuszewski, Warschau (Polen)

Die große romantische Orgel in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche steckt voller Geheimnisse. Einige sollten bei einem Konzert gelüftet werden, das der Warschauer Organist Michal Markuszewski im Rahmen des Internationalen Orgelfestivals ?Mixtur im Bass? gegeben hat.
Mehr als 80 Hörer sind beim Konzert dabei gewesen.
?Diese wunderschöne große Orgel hat Alexander Schuke aus Potsdam anno 1906 als 38. Werk seines Unternehmens gebaut?, so Festival-Organisator und Orgel-Kenner Rudolf Bönisch. Aber der strahlende Orgel-Prospekt ist vom Züllichauer Orgelbaumeister Ludwig Hartig bereits im Jahr 1846 errichtet worden.
Erste Orgel im Jahr 1666? Die Schuke-Orgel also im Prospekt der Vorgänger-Orgel? Um das Verwirrspiel noch größer zu machen, auch dies: Die allererste Orgel in der Lübbener Nikolaikirche, in der Paul Gerhardt predigte, schuf der Senftenberger Christian Schechner schon 1666 und kurz danach. Die war allerdings technisch so mangelhaft, dass Reparaturen häufiger an der Tagesordnung waren als der Gesang von Liedern Paul Gerhardts in der damaligen Zeit

Text: Detlev Simsch
Fotos:: Werner Kuhtz
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Wie viele Reparaturen und Umbauten die Orgel erlebte, das konnten die Sachverständigen bei der Führung zur Königin der Instrumente auch nicht sagen. Die Lübbener Schuke-Orgel mit vielen Wurzeln und der letztendlichen Rettung als eine der wenigen Instrumente mit romantischer Stimmung im Land Brandenburg verdankt dem brandenburgischen Orgelbaumeister Christian Scheffler alles. Er übernahm die grundlegende Restaurierung und übergab der Paul-Gerhardt-Gemeinde im Jahr 1997 ein Kleinod, das selbst musikalische Könner zu schätzen wissen. Einer saß am Sonntag auf der Orgelbank: Michal Markuszewski aus Warschau.
Preisgekrönter OrganistDer 29-Jährige ist selbst Kantor in einer evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Warschau und hat nach seinen Studien in Polen und Deutschland bei internationalen Wettbewerben Preise erspielt. So erhielt er eine Auszeichnung des Danziger Stadtpräsidenten für die beste Interpretation von Werken Johann Sebastian Bachs. Michal Markuszewski ließ es sich nicht nehmen, selbst in fließendem Deutsch die Musikfreunde mit den Klangmöglichkeiten der Lübbener Orgel vertraut zu machen.
In seinem fast 75 Minuten währenden Konzert hatte er überwiegend Werke ausgewählt, die der romantischen Stimmung des Lübbener Instrumentes entgegen kamen. Die Komponisten ? sieht man von Mendelssohn Bartholdy und seinem spannungsgeladenen Präludium mit der nicht weniger fulminanten Fuge in c-Moll und drei Orgelwerken von Brahms ab ? waren wohl für die meisten eine Entdeckung. Der dänische Großmeister Gade, der fast vergessene Bach-Freund und Dresdner Kreuzkantor Homilius, der holländische Komponist und Vertraute Albert Schweitzers Gerhard Bunk und der polnische Komponist Surzynski waren mit höchst unterschiedlichen musikalischen Werks-Interpretationen vertreten.
Der junge Organist gab ein vergnügliches Konzert voller innerer Spannung in seinem differenzierten Spiel. Donnernden Applaus des Publikums gab es nicht nur zum Schluss, sondern auch für sein fulminant-ausgewogenes Spiel der Introduktion und der Passacaglia d-Moll von Max Reger.