„Ich bin ein Gast auf Erden“

„Ich bin ein Gast auf Erden“
Paul-Gerhardt-Woche im Herbst
vom 05.10. bis 11.10.2009

06.10. 18.30 Uhr Paul-Gerhardt-Kirche
Paul-Gerhardt-Quiz
Die Paul-Gerhardt-Liederkirche

08.10. 19.00 Uhr Paul-Gerhardt-Kirche
Singeabend
Die Fenster der Paul-Gerhardt-Kirche

11.10. 10.00 Uhr Paul-Gerhardt-Kirche
Gottesdienst mit Liedpredigt zum Paul-Gerhardt-Lied
„Ich bin ein Gast auf Erden“

Informationen von Detlev Simsch zu den Veranstaltungen
unter: weiter Infos

Paul-Gerhardt-Quiz
Klingende Schätze in Lübbener Gerhardt-Kirche gefunden
LÜBBEN Die Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche ist die einzige in Deutschland, die auch international unter dem Namen ?Lied-Kirche? zu finden ist. Pfarrer Olaf Beier ist stolz auf diese Eigenheit.

Diese haben auch all jene honoriert, die sich am Paul-Gerhardt-Lieder-Quiz beteiligten. Nun ist das Rätsel auf besondere Art aufgelöst worden.
?Singet seine Lieder oft?, so hat der unbekannte Maler des einzigen erhaltenen Gerhardt-Porträts als Widmung unter sein Bild geschrieben. Bei der Auflösung des Quiz? nahmen das Pfarrer Beier, Kantor Johannes Leonardy und ihre Gäste wörtlich. Sie sangen, was sie in der Kirche an Liedzeilen Gerhardts entdeckten. Das waren insgesamt 18 Strophen, aber die haben es alle in sich.
Klaus Ballenthin, sachkundiger Gästeführer in der Kirche, hatte die Idee zu diesem Fragespiel. ?Immer wieder kamen Leute und fragten, was das wohl für eine Liedzeile wäre, die an der Orgelempore zu lesen ist. Oder an der Verkleidung vor der ersten Reihe im Gestühl. Vieles wusste ich, manches nicht ? so hatte ich die Idee zu diesem Spiel?, erinnert sich Klaus Ballenthin im RUNDSCHAU-Gespräch.
Zitate an und in der Kirche
An 18 Orten vor, an und in der Kirche finden sich Zitate aus Gerhardts Liedern. Schon am Fuß des Denkmals für den Liederpfarrer sind Zeilen aus ?Befiehl du deine Wege?, ?Ist Gott für mich so tret ich?, ?Wie soll ich dich empfangen? und sein Danklied für den überstandenen Dreißigjährigen Krieg zu lesen. Über dem Portal der Kirche ist zu lesen: ?Alles Ding hat seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit?, der Refrain aus ?Sollt ich meinen Gott nicht loben?.
Viele hätten mit dem Ratezettel in der Hand sowohl die Ausstattung der Kirche als auch den Kunstsinn derer bewundert, die anno 1930/1931 bei der grundlegenden Umgestaltung der alten Lübbener Nikolai- zur Gerhardt-Kirche auf so viele Details geachtet haben. Ihre Namen und Ideen sind nicht überliefert. Aber das Werk des Lübbener Malermeisters Groschke, der viele Liedtexte in besonderen Schriftzügen malte, ist heute noch ein künstlerisches Kleinod.
Vieles gibt es zu entdecken ? so die Zitate aus ?Du meine Seele singe? auf der Balustrade der Orgelempore, die Erinnerungen an ?Wach auf, mein Herz, und singe?, ?Ich steh an deiner Krippen hier?, ?Warum sollt ich mich denn grämen? und andere Lieder, die längst nicht mehr so bekannt sind, vor der ersten Bankreihe.
Fund bei Rekonstruktion
Überraschend für Gäste sind die Zeilen hoch über dem Altar aus Gerhardts Liedern ?Die güldne Sonne? und ?Nun lasst uns geh´n und treten?. Sie wurden erst bei der Rekonstruktion der Kirche 2006 freigelegt und sind neben einer Zeile aus ?Wie soll ich dich empfangen? im Bleiglasfenster mit dem Gerhardt-Porträt in der Sakristei Schätze dieses liedhaften Kirchenrundganges.
Die Gewinner des Quiz? hat Klaus Ballenthin als ?Glücksfee? aus den Einsendungen ausgelost. Je zwei Eintrittskarten für das Konzert mit Gunter Emmerlich am 6. Dezember in der Gerhardt-Kirche gehen an Jutta Schreiber in Hengsbach und Hellger Koepf in Biberach, ein Buch mit Gerhardt-Liedertexten an Hildegard Metzner aus Lübben, eine CD mit Gerhardt-Liedern an Karin Franke aus Lichtentanne.
?Den Rundgang mit Gerhardt-Liedern können Gäste gerne weiter machen, und das sollten sie auch?, so Klaus Ballenthin. Für das Quiz ist ein Kirchengrundriss veröffentlicht worden, auf dem Hinweise stehen. ?Und Gesangbücher zum Nachschlagen gibt es in unserer Kirche auch?, sagte Ballenthin. -ds

Besuch mit Gesang bei Gerhardts Zeitgenossen
LÜBBEN ?Ach, das Lied ist von dem, und der hat in der Zeit von Paul Gerhardt gelebt?? Überraschende Erkenntnisse hat der Ökumenische Kirchenchor unter Leitung von Kantor Johannes Leonardy bei einem kurzweiligen Konzert im Rahmen der Paul-Gerhardt-Herbstwoche vermittelt. Und immer wurden die vielen Gäste des Abends in der nach dem Liederpfarrer benannten Lübbener Kirche ? es mögen etwa 50 gewesen sein ? einbezogen.
Anregende Bilder
Die Kirche ist nicht nur voller Anregungen, sich mit der Zeit kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg zu befassen. Sie regt auch mit Bildnissen von Zeitgenossen Paul Gerhardts an, sich mit ihnen zu befassen. Das haben die Gestalter des informativen Abends voller guter Musik getan. Der Ökumenische Kirchenchor mit 30 Sängern nahm seine Zuhörer ? über weite Strecken im gemeinsamen Gesang ? mit in eine Welt der Kompositionen, die heute bestens bekannt sind.
Kantor Johannes Leonardy machte seine Gäste zunächst auf die Bleiglas-Fenster im Kirchenschiff aufmerksam, die Bildnisse der bedeutenden Lieddichter jener Zeit zeigen. ?Auch wenn es jetzt beim Konzert dunkel ist, so strahlen doch ihre Texte vertont im Gesang?, so Leonardy.
Auf den Bildern der Kirchen-Nordseite sind Paul Fleming, Philipp Nicolai und Georg Neumark zu sehen, auf der Südseite von Martin Rinckart, Joachim Neander und Johann Franck. In Fenstern der Sakristei ist das bekannte Bleiglas-Fenster mit dem Porträt von Paul Gerhardt zu bewundern.
Leonardy und sein Chor machte mit seinen Gesängen rasch die große Bekanntheit der abgebildeten Persönlichkeiten deutlich. ?Wer nur den lieben Gott lässt walten? stammt im Text des Chorals von Georg Neumark. Johann Franck dichtete unter anderem den Text zu ?Jesu, meine Freude?. Und von Philipp Nicolai erklangen einige Strophen des Chorals ?Wachet auf, ruft uns die Stimme?.
Johann Sebastian Bach verewigte in Oratorien ?Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren? einen Text von Joachim Neander ? dem Pfarrer, der gern in einem Tal bei Düsseldorf predigte und das später ihm zu Ehren ?Neandertal? mit den legendären Funden benannt wurde. Weniger bekannt ist heute das Lied ?In allen meinen Taten? von Paul Fleming, das Gäste und Chor im Wechsel sangen. Dafür kam der Choral ?Nun danket alle Gott? von Martin Rinckart um so kräftiger zur Geltung.
In der Paul-Gerhardt-Kirche darf in einer Herbst-Festwoche zu seinen Ehren kein Lied fehlen: ?Ich singe dir mit Herz und Mund? erklang, und das auch gleich mit sieben von insgesamt 18 Strophen.
Die Gäste hatten hörbare Freude am gemeinsamen Musizieren und den Erläuterungen, die Kantor Leonardy zu den Lebenswegen der Lieddichter zu Gerhardts Zeiten gab. Der Chor sang mit Engagement und Klangreinheit.
Größeres Vorhaben
?Das Ensemble hat demnächst Größeres vor, so das Weihnachtskonzert als Unterstützung für Gunter Emmerlich am 6. Dezember?, sagte Johannes Leonardy im RUNDSCHAU-Gespräch. Für Sommer kommenden Jahres sei ein barockes Kantaten-Konzert geplant. Der Auftritt während der Paul-Gerhardt-Herbstwoche zeige, dass sich die Anstrengungen bei intensiven Proben lohnen, so der Kantor. -ds