04.07.2009
14.00 bis 17.00 Uhr
Denkmalfest vor der Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben (Spreewald)
Fröhliches Singen unterm Sonnenschirm
Unter sengender Sonne und als Treffen von Chören aus Lübben hat am Samstag das Paul-Gerhardt-Denkmal-Fest etlichen Gästen Freude gemacht. Klein, aber fein bot es Geselligkeit mit Singen unter Sonnenschirmen und gleichzeitigem Markttreiben bei gefühlten 30 Grad.
Text: Detlev Simsch
Fotos: Werner Kuhtz
Selbst ?Paul Gerhardt? stellte sich den Fragen von Moderator Jürgen Busch auf dem Lübbener Markt. Kurz zuvor war er ? in Gestalt von Helmut Haß ? noch in legerem Hemd und Sommerhosen zu sehen. ?Schwitzen kann ich im Ornat und mit der Perücke noch zeitig genug?, sagte er lächelnd. Auf der Bühne berichtete ?Paul Gerhardt? dann aus seinem Leben als Student in Wittenberg, als Hauslehrer in Berlin und später als Diakon an der Berliner Nikolaikirche. Er verriet Etliches aus seinem Dasein als Liedertext-schreibender Probst in Mittenwalde und als Pfarrer im damaligen Neubau der Lübbener Nikolaikirche.
?Leicht ist es in Lübben nie gegangen?, sagte Haß alias Paul Gerhardt. Da gab es die Querelen mit dem Magistrat der Stadt um die miserable Wohnung, Ärger mit dem Konsistorium wegen der unpünktlichen Bezahlung seiner Bezüge. Etliche Lübbener pochten auf den Genuss einheimischen Bieres ? ?ein Gesöff der Sonderklasse, nichts wie mein Torgauer Bier?, zitierte Haß den alten Gerhardt.
Aber er schätzte das damalige sächsische Lübben auch wegen seiner Toleranz gegenüber Lutheranern, was die Preußen zu jener Zeit vermissen ließen. Die Lübbener wiederum erkannten erst 200 Jahre später den Wert der Werke Gerhardts, dessen Liedvertonungen heute in aller Welt gesungen werden.
?Ein Leben ohne Feste ist wie eine Reise ohne Gasthaus?, zitierte Pfarrer Olaf Beier den großen Denker Demokrit aus dem 4. Jahrhundert vor Christus und bezog das auf das Denkmal-Fest in Lübben. Wie Bürgermeister Lothar Bretterbauer (CDU) verwies er auf das Gedenkjahr 2007 aus Anlass des 400. Geburtstages Gerhardts in Lübben mit vielen kulturellen Veranstaltungen.
Die hatten der Paul-Gerhardt-Verein, die evangelische Kirchengemeinde und die Tourismus, Kultur und Stadtmarketing Lübben (TKS) gemeinsam veranstaltet. Das wirke bis heute nach, auch in diesem Fest in eher kleinerem Rahmen.
Das Gerhardt-Denkmal-Fest mit seinen Marktständen voller Blumen, Waren für die Gartengestaltung, Speisen, Getränken und Angeboten des Lübbener Lions-Clubs für das Projekt ?Kindergarten Plus? sowie einer Mal-Straße der Kindervereinigung ?Gute Laune? wurde in einem dreistündigen musikalischen Marathon auch zu einem kleinen Leistungsvergleich Lübbener Chöre und des Posaunenchores der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde. Der erfreute mit Choral-Klängen wie mit Volksliedern.
Der Lübbener Stadtchor, der Spreewald-Frauenchor, der Kirchenchor aus der Neuapostolischen Gemeinde sowie der Ökumenische Kirchenchor Lübben boten vom swingenden Gospel bis zum fröhlichen Spreewald-Lied eine bunte Palette des klingenden Schatzes, den Lübbener Chöre zu bieten haben. Sie wurden reichlich mit Beifall belohnt. ?Locker ist das hier und sehr vielfältig. Toll, was alles auf die Beine gestellt werden kann?, schätzte Berthold Ludwig aus Bernau bei Berlin ein. Er singe selber gern, und da kam er beim Denkmal-Fest in Lübben ganz auf seine Kosten. -ds