Ein außergewöhnliches Konzert!
Die erwartungsvolle Spannung in der Paul-Gerhardt-Kirche war bis in die ersten Minuten des Konzertes mit Ludwig Güttler und seinem Blechbläserensemble zu spüren.
Sie löste sich aber nach den freundlichen Worten von Ludwig Güttler an die Zuhörer ?Jetzt könnt Ihr Klatschen? sehr schnell auf und es wurde ein außergewöhnliches Konzerterlebnis im Jahr 2009.
Das Ensemble und die Besucher des Konzertes hatten Freude an der perfekten Darbietung und an dem herrlichen Klang.
An Paul Gerhardt, der genau vor 340 Jahren in Lübben in dieser Kirche seinen Dienst begann, erinnerten drei seiner Choräle ?Wie soll ich dich empfangen?, ?Fröhlich soll mein Herze springen? und ?Geh aus, mein Herz, und suche Freud?
Es klang in der Kirche wie in einem großen Konzertsaal und die Zuhörer dankten stehend Ludwig Güttler und seinem Blechbläserensemble mit kräftigem herzlichem Applaus.
Es war ein Bläserprogramm an das sich bestimmt viele erinnern werden und Ludwig Güttler hat versprochen wieder zu kommen ?aber, die Initiative muss von der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde ausgehen.
Dank geht an den Paul-Gerhardt-Verein Lübben e.V. und an die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam, die mit Ihren Förderungen dazu beigetragen haben, dass dieses Konzert durchgeführt werden konnte.
Text: Werner Kuhtz
Bilder: Werner Kuhtz
Höfischer Glanz bei Paul Gerhardt
Ein Ausnahme-Konzert ist es gewesen, das Ludwig Güttler mit seinem Blechbläser-Ensemble am Samstag in der Paul-Gerhardt-Kirche gegeben hat.
Von ?Weltklasse? bis ?tief bewegend? reichten die Bewertungen von Zuhörern nach fast anderthalb Stunden bemerkenswerter Musik im höfischen Glanz eines sächsischen Hofes ? Lübben war bis 1815 ja sächsische Hauptstadt der Niederlausitz.
Ist Ludwig Güttler an sich schon ein Qualitätsbegriff für gute Interpretation ? bereits 1983 erhielt er den Schallplattenpreis der Deutschen Phono-Akademie im damaligen Westen Deutschlands und im ostdeutschen Staat den Nationalpreis für seine herausragende Arbeit als Virtuose ? so hat er im Blechbläser-Ensemble eine ebenfalls ausgezeichnete Mannschaft.
Jene, die mit Güttler aufs Podium treten, sind Solisten der Sächsischen Staatskapelle, der Dresdner Philharmonie, aus dem Leipziger Gewandhaus-Orchester und aus der Chemnitzer Philharmonie. Sie spielen ihre Musik nicht nur, sie haben sie zuvor auch in ihrer Aussage verinnerlicht. Was sonst oft Gäste von Staatsbanketten und offiziellen Feierlichkeiten hören dürfen, das konnten am Samstag mehrere hundert Gäste in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche genießen.
Güttler als erster Mann im Blechbläser-Ensemble hat sich vor allem der Musik des 18. Jahrhunderts ? also der Zeit des Barock ? zugewendet. Ihm wird anerkennend nachgesagt, dass er etliche Werke aus dieser Zeit wiederentdeckt oder sogar neu erschlossen habe.
Den Spreewälder Hörern in Lübben brachte er mit seinen Musikern wahre Leckerbissen mit. Wer bis zum Samstag glaubte, die Suite aus Händels ?Wassermusik? zu kennen, der machte beim Güttler-Ensemble einerseits die erneute Bekanntschaft. Andererseits dürfte er die als Freudenmusik rasch gespielte Ouvertüre, die quicklebendige ?Hornpipe? und die fast wie von Furien getriebene Boureé in dieser Rasanz noch nicht gehört haben.
Ein Programm der Überraschungen war dieses Konzert mit Renaissance-Werken von Tylman Susato ? im Wechsel von der Orgelempore und vom Altar-Vorraum aus gespielt ? und einer festlich-jubelnd-rasanten Partita von Erasmus Widman aus der gleichen Epoche allemal. Johann Sebastians Motette ?Lobet den Herrn alle Heiden? in der Blechbläser-Bearbeitung kam klangvoll und in sechs Minuten ins Publikum, dem fast der Atem stockte. So ging es auch mit wunderschön gespielten Musiken von Gabrieli, Antegnati (für Lübben neu) und Scheidt weiter.
Musizieren unter dem lebensgroßen Bildnis Paul Gerhardts ohne auch in Musik an ihn zu erinnern ? das geht nicht. Das Güttler-Ensemble ließ Choral-Bearbeitungen von ?Wie soll ich dich empfangen?, ?Fröhlich soll mein Herze springen? und ?Geh aus, mein Herz, und suche Freud? hören.
Stehende Ovationen gab es nach einem Konzert, das für viele in guter Erinnerung bleiben wird. Auf den Wunsch von Pfarrer Olaf Beier nach einem Wiedersehen bei einem erneuten Konzert konterte Ludwig Güttler: ?Den Wunsch zum Wiederkommen erfüllen wir gern ? aber die Initiative liegt bei Ihnen?.
Text: Detlef Simsch (Lausitzer Rundschau)