Morgenblasen vor den Kirchen in der Stadt und Festgottesdienst auf der Schlossinsel

Foto: Werner Kuhtz

Der nachfolgende Bericht ist aus der Lausitzer Rundschau vom 25.06.2007, Verfasser: Detlef Simsch
440 MUSIKER KAMEN ZUM LANDESPOSAUNENTAG NACH LÜBBEN
Großes Bläsertreffen mit vielen Schirmherren
Der Landesposaunentag der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat am Wochenende Lübben mit Musik erfüllt und dafür viele Schirmherren gefunden. Im wahrsten Sinn des Wortes: Ein starker Regenschauer am Sonnabend gefährdete Teile der Festmusik. Aber das tat dem fröhlichen Treiben keinen Abbruch.

Werner Kuhtz, dem Chef-Organisator des einladenden Posaunenchores der Lübbener Paul-Gerhardt-Gemeinde, fiel am Sonnabend kurz nach 17 Uhr ein Stein vom Herzen. Ein heftiger Guss hatte die Festmusik nicht aus dem Takt gebracht. Die war der Höhepunkt des Landesposaunentages, zu dem sich 440 Musiker aus den Regionen Cottbus, Görlitz, Berlin und Neuruppin in Lübben eingefunden hatten.
?Wer bis gestern meinte, dass Posaunenchöre der evangelischen Kirchgemeinden nur Choräle spielen können ? und ,nur? verlangt auch schon großes Können ?, der hat beim großen Treffen bestimmt ganz andere Entdeckungen gemacht?, sagte Werner Kuhtz. Bereits am Sonnabendmorgen waren Bläsergruppen am Markt, am Haintor, an der katholischen St. Trinitas-Kirche, am evangelischen Seniorenheim sowie an den Kirchen in Lubolz und Steinkirchen zum Blasen der Morgenchoräle unterwegs gewesen. Nach umfangreichen Proben waren Musikgruppen mit 20 Kähnen rund um die Schloss- und die Liebesinsel auf Tour, um musikalische Ständchen darzubringen. Mit dabei waren Bläser aus Litauen und Tschechien. Auf der Schlossinsel, am Touristischen Zentrum und am Hafen an der Lindenstraße wurde von Volksmusik bis Swing gezeigt, das dies auch zum Repertoire eines Bläserchores gehört.
?Gib Freudigkeit und Stärke? ? unter dieser Textzeile von Paul Gerhardt aus seinem Lied ?Zieh ein zu deinen Toren? stand die Festmusik auf der Schlossinsel, zu der sich alle 440 Bläser mit sehr vielen Gästen versammelt hatten. In vollem Musikcorps und oft im gemeinsamen Gesang mit den Gästen erklangen im Festjahr anlässlich seines 400. Geburtstages Lieder mit Texten von Paul Gerhardt.
?Gib Freudigkeit und Stärke ? das ist ein Kampf-Aufruf von Paul Gerhardt gegen das Böse?, unterstrich die Cottbuser Generalsuperintendentin Heilgard Asmus die Aktualität der Verse Gerhardts für die Gegenwart. Was ihm die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges waren, das gelte heute für die Strukturprobleme in der Gesellschaft. Begriffe wie ?Humankapital?, «Entlassungs-Produktivität» oder ?Rentnerschwemme? seien nur einige Schlagworte für ein Handeln, das die Menschenwürde auf den Kopf stellt, sagte Heilgard Asmus. Mit Gottvertrauen solle man sich unter anderem das Schützende, das Bewahrende und das „Schwert des Geistes“ erhalten, wie es Gerhardt verlangte.
Ihre Worte und der fröhliche Geist des Treffens ließen die Musiker und ihre vielen Gäste auch bei einem heftigen Regenguss nicht wanken. Nicht für jeden fand sich gleich ein ?Schirmherr?. Oft triefend nass, dafür aber wohl gelaunt, kamen alle von der Festmusik.
Am Sonntag fand in der Paul-Gerhardt-Kirche ein Posaunengottesdienst statt, bevor sich viele der Bläser zu einer Serenade vor dem Paul-Gerhardt-Denkmal versammelten. Landesposaunen-Pfarrer Klaus Natho dankte den Lübbener Organisatoren und Gastgebern. Er lud alle Beteiligten zum nächsten Treffen im Jahr 2008 in Leipzig ein. (-ds)