Oratorium „Der Tod Jesu“

Paul-Gerhardt-Kirche Lübben
Oratorium „Der Tod Jesu“
Es singen:
der ökum. Kirchenchor der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lübben
der Kantatenchor Finsterwalde
Solisten
Es spielt das
Schmöckwitzer Kammerorchester

Eintritt: VVK 10,00€; AK 12,00€
Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei
Vorverkauf: Gemeindebüro, Paul-Gerhardt-Str. 2
Tel.: 03546 3122
Schuhgeschäft Furore Am Markt, Lübben
TKS Lübben GmbH, Ernst-von-Houwald-Damm

Renaissance des fast vergessenen Oratoriums

Was große geistliche Kompositionen betrifft, gilt die Epoche zwischen Barock und Klassik heute weitgehend als bedeutungslos. Ein Werk jedoch überragt die Kirchenmusik seiner Zeit und überbrückt damit die Lücke zwischen den Passionen Bachs und den Messen Mozarts. Im Jahr 1755, fünf Jahre nach Bachs Tod und ein Jahr vor Mozarts Geburt, entstand das Oratorium „Der Tod Jesu“ von Carl Heinrich Graun. Es sollte zum bedeutendsten geistlichen Chor-Orchesterwerk der damaligen Zeit werden und stellte bis weit ins 19. Jahrhundert hinein die meistaufgeführte Passionsmusik am Karfreitag in Berlin und anderen bedeutenden Städten Deutschlands dar.

Carl Heinrich Graun, geboren 1704, war ein herausragender Sänger aus der Schule des Dresdner Kreuzchores, der schon bald hohes Ansehen bei dem späteren deutschen Kaiser Friedrich dem Großen genoss. Der holte ihn 1740 als Kapellmeister nach Berlin, wo Graun 1759 als gefeierter Opernkomponist starb. Seine Opern sind heute in Vergessenheit geraten, sein Passionsoratorium „Der Tod Jesu“ allerdings hat überlebt und gilt musikhistorisch als Meilenstein der Epoche der „Empfindsamkeit“. Derzeit wird es allerorten wiederentdeckt und immer häufiger aufgeführt.

Für Udo Knauer ist dies kein Wunder, denn an der hohen musikalischen Qualität der Komposition besteht nicht der geringste Zweifel: Graun beherrschte meisterhaft die barocken Kompositionstechniken seiner musikalischen Väter, was vor allem in den Chören und Rezitativen der Passion zum Tragen kommt. Doch lassen schon viele kühne Wendungen aufhorchen und die Arien weisen weit in Richtung Wiener Klassik. Man glaubt schon, Mozarts Stil zu hören, doch der war noch gar nicht geboren. Man geht heute davon aus, dass Mozart Grauns Passion gekannt hat und sich von den Arien für seine kirchenmusikalischen Kompositionen hat inspirieren lassen.

Die Texte aus der Feder des Librettisten Karl Wilhelm Ramler (1725-1798) sind für heutige Hörer eher gewöhnungsbedürftig, was im späten 19. Jahrhundert – neben dem Wandel des musikalischen Geschmacks – auch dazu beitrug, dass man Grauns großartige Komposition immer weniger beachtete. Die Musik allerdings ist kurzweilig und zupackend und vermag eine große Bandbreite an Emotionen zu vermitteln. Im Unterschied zu oratorischen Passionen der Bach-Zeit wird der Evangelientext in den Rezitativen nicht wörtlich zitiert sondern aus der Sicht eines betroffenen Beobachters erzählt und kommentiert. Diese Mischung aus erzählter Handlung und mitfühlendem Kommentar macht den besonderen Reiz der Rezitative aus, und die dort entstandenen Emotionen werden in den Chören, Arien und Chorälen noch einmal weitergeführt und überhöht.