Drei Musiker und drei Instrumente haben am Samstag zum Abschluss des Denkmal-Festes in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche für Aufsehen gesorgt. Die Berliner Gruppe ?Harrys Freilach? spielte Klezmer-Musik ? und das auf ganz besondere, auf höchst persönliche Art.
Klezmer-Musik ist eine Welt der Harmonien, Melodien, Stimmungen und Aussagen mit Besonderheiten. Harry Timmermann als Klarinettist der Sonderklasse, seine Frau Sophie als lyrische Sopranistin und am Konzertabend einfühlsame Gitarristin sowie Alexander Danko am Bajan, dem russischen Bruder des Akkordeons, sind der Kern der eingeschworenen Musiker-Gruppe.
Text: LR- Detlev Simsch
Fotos: Werner Kuhtz
?Klezmer ? ist das nicht jüdische Musik im evangelischen Gotteshaus?? Eine Zuhörerin, die ihren Namen nicht nennen wollte, hatte vor dem Konzert Bedenken. Die wurden von den Veranstaltern rasch ausgeräumt. Der Begriff ?Klezmer? ist eine aus dem Jüdischen stammende Volksmusik-Tradition, die im 15. Jahrhundert von weltlichen Musikern aufgegriffen und in den 1970er Jahren in den USA zu neuem Leben erweckt wurde. Zuvor wurden musikalische Elemente von Klezmer einfach als ?jiddische Musik? gepflegt und gespielt.
Die israelische Dichterin Ora bat Chaim stellt im Bezug auf die Klezmer-Musik fest, dass jedes gespielte Instrument ein Ausdruck der Empfindungen des Musikers sei. Genau das war es am Samstag beim Konzert in der Paul-Gerhardt-Kirche.
Das Wort ?Freilach? kommt aus der jiddischen Sprache und bedeutet Fröhlichkeit. Die zeigte sich musikalisch vor allem im kräftig-beschwingten Klezmer-Rhythmus. Davon gab es im gut zweistündigen Konzert viel zu hören, und das riss viele im Publikum sowohl zum Bewegen als auch Mitklatschen mit. Harry Timmermann beherrscht seine Klarinette als Konversations-Instrument. Er kann mit ihr, ganz wie das Musikstück es verlangt, lachen, jubeln, weinen, nachdenken, tanzen und ein Schwätzchen in Tönen halten. In der Musiker-Szene gilt er als einer der großen Könner in Deutschland.
Seine Ensemble-Mitglieder standen ihm solistisch in nichts nach.Sophie Timmermann sang unter anderem zur eigenen Gitarrenbegleitung zart und lyrisch das jiddische Liebeslied ?Der Mond?. Zuvor hatte Alexander Danko mit dem Bajan kraftvoll, lupenrein und exakt die selbst bei Organisten gefürchtete Toccata aus dem Werk-Opus 565 von Johann Sebastian Bach gespielt und das Publikum zu großem Beifall inspiriert.
?Harrys Freilach? nahm die Gäste mit durch musikalische Landschaften, die das Jiddische, das Hebräische, das Spanische, das Brasilianische und das Osteuropäische so farbenreich machen. Dabei kam das Melancholische ebenso gekonnt vom Podium wie das lustige Hochzeitslied.
Mit rhythmischem Beifall erbaten sich die Zuhörer den lustig-polternden ?Tanz der Großeltern? und das eher andächtige ?Tischlied zum Sabbat? zum Abschluss eines umjubelten Konzerts.