„Klassik und Lieder vom Wolgastrand“
mit Ronny Weiland und dem Ensemble SABAWA
19:00 Uhr in der Paul-Gerhardt-Kirche Lübben (Spreewald)
Beifallsstürme nicht nur für den Bass
Er ähnelt seinem großen Vorbild Ivan Rebroff im Äußeren nicht. Aber seine tiefe, tragende Bass-Stimme erinnert an den großen Sänger, ohne ihn kopieren zu wollen: Ronny Weiland hat mit dem Ensemble ?Sabawa? am Sonntag in der Paul-Gerhardt-Kirche ein beachtetes Konzert gegeben.
Text: Detlev Simsch (LR)
Fotos: W. Kuhtz
In Interviews zeigte sich Weiland stolz darauf, mit dem im Februar nach langer Krankheit verstorbenen Ivan Rebroff einige Zeit auf den Bühnen in Deutschland gestanden zu haben. Dabei hat der heute 33-Jährige vieles bewahrt, was den berühmten Sänger ansprach: kultivierte Gesangstechnik, den Sinn für das Publikum und die Liebe zur volkstümlichen Musik. Die kann er mitreißend interpretieren, wie er am Sonntag in Lübben bewies.
Wenn auch im Show-Geschäft gilt, dass der Kapitän nur so gut wie seine Mannschaft sein kann, so hatte sich Weiland mit dem Ensemble ?Sabawa? (deutsch: ?Die Freudenbringer?) Musiker mit vielen Preisen mit in sein Tournee-Programm geholt.
Irina Kripakowa mit ihrer Domra, einer Verwandten der Mandoline, Slawa Kripakow mit der riesigen Kontrabass-Balalaika und vor allem der virtuos aufspielende Ilja Kurtew auf dem Bajan ? dem Knopf-Akkordeon ? erwiesen sich zwischen den gemeinsam dargebotenen Liedern als exzellente Musikertruppe. Sie konnten mit rasanten russischen Volkstänzen den Zuhörern fast den Atem beim Lauschen nehmen.
Ronny Weiland hat seinem Meister Ivan Rebroff aufmerksam über die Schulter geschaut, und so mancher Stil seiner Interpretation trug den Stempel des großen Sängers. Beim ?Wenn ich einmal reich wär?, dem Lied des Milchmannes Tewje aus dem Musical ?Anatewka?, lehnte sich Weiland sehr an sein großes Vorbild an, und das sollte als Erinnerung auch so sein.Der sportliche Mann mit der Stimme, die scheinbar über drei Oktaven reicht, spornte sein Publikum in der Kirche immer wieder zum rhythmischen Mitklatschen an ? so beim spritzigen Lied ?Kosaken sind geboren zum Reiten? und beim legendären Lied von der ?Katjuscha?. Später kam das Publikum mit dem Mitklatschen kaum nach, als es ?Mit der Troika in die große Stadt? ging.
Doch es gab auch besinnlichere Momente in diesem mehr als zweistündigen Konzert. Bei der Film-Melodie ?Weißt du, wohin die Träume alle fliehn? aus ?Doktor Schiwago? kamen wieder Erinnerungen an Ivan Rebroff auf. Beim russischen Volkslied von der ?Weißen Birke? waren etliche zum vorsichtigen Schunkeln in der Kirche angeregt. Das berühmte Lied von den ?Wolgaschleppern? zelebrierte Ronny Weiland mit gesangeskünstlerischen Mitteln so, dass man die Treidler förmlich nahen hören konnte.
Und mit dem wohl berühmtesten aller russischen Weisen, die zum Volkslied wurden ? ?Kalinka? ? bewies er stimmliche Raffinesse und konnte den Ton des ?Ka?- zur ?linka? sogar über mehr als 30 Sekunden halten ? das gab Sonderbeifall.
Ein Konzert für Freunde der volkstümlichen Musik ist das sicher gewesen. Wer nur neugierig war, mag sich über Besonderheiten ausgetauscht haben. Ob es beispielsweise gut ist, auf die Melodie des ?Gefangenenchores? aus Verdis ?Nabucco? einen Text zu legen, der stark an ein Liebeslied mit viel Schmalz erinnert. Aber das müssen sich namhafte Komponisten in den Hitparaden auch gefallen lassen ? man muss da ja nicht hinhören. Es gab begeisterten Beifall nach den 21 Programmpunkten des Konzertes. Und dafür dann noch das ?Ave Maria? von Franz Schubert als Zugabe ? mit richtigem Text. -ds