Gregorianische Stimmen begeisterten in der Paul-Gerhardt-Kirche
Lübben Sieben bulgarische Sänger gastierten Samstagabend als „The Gregorian Voices“ im Schein des Kerzenkronleuchters der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche, eingetaucht in sanftes, violettes Licht. „Das war eine richtige Zeitreise“, schwärmte Frieda Taubert, „noch dazu mit Rückfahrt in die Moderne“.
Der gregorianische Gesang versteht sich als meditativer, geistlicher Gesang. Die Kraft seiner Melodien verleiht der Liturgie einen feierlichen Charakter und ermöglicht dem Sänger und Hörer eine eigene meditative und geistliche Erfahrung.
Vor zwei Jahren waren die „Gregorian Voices“ schon einmal bei der Lübbener Kirchengemeinde zu Gast. Pfarrer Olaf Beier versprach für die zweite Auflage „Musik, die Herz und Seele berührt und erwärmt. Sie ist schön, ursprünglich und authentisch. Das übt einen gewissen Reiz auf uns aus, den wir immer seltener erleben.“
Das Ensemble unter Leitung von Georgi Pandurov präsentierte einen klassischen und einen modernen Teil ? eine Zeitreise mit Rückfahrt. Klassisch stand in diesem Falle für altgregorianische Musik aus dem 9. Jahrhundert. „Salve Regina“, „Adoro Te Devote“ erklangen ? allesamt von unbekannten Schaffenden.
Mittelalterlicher Lobgesang breitete sich mehrstimmig in den Gewölben des altehrwürdigen Gebäudes auch mit „Gloria in excelsis deo“ aus. Melancholisch und schwermütig folgte das „Agnus Dei“. Solisten traten immer wieder kurzzeitig hervor, um zugleich im harmonischen Wetteifern aufzugehen.
Auch im zweiten Teil blieb der Stil des gregorianischen Gesangs erhalten, als Popov, Tschaikowski, Rod Steward und The Beatles mit neuen, russisch-orthodoxen Gesichtern erklangen. „Heute Abend wurden bei mir Erinnerungen an fast vergessene Reisen wach“, bilanzierte Anis Tugel, die viele Stücke mit geschlossenen Augen verinnerlicht hatte. Dabei klinge vieles ähnlich, „aber deshalb fiel es einem so leicht, mal abzuschalten“.
Text: Jens Golombek/jgk
Bilder: Werner Kuhtz