Chorkonzert mit dem Kammerchor Naumburg

Leitung: Jan-Martin Drafehn (Domkantor in Naumburg)
Der Naumburger Kammerchor hatte sich gedacht, wie schön es wäre, mit dem Publikum einen Gang mit Musik durch das Kirchenjahr zu unternehmen ? im Schnelldurchlauf, sozusagen. In guten 80 Konzert-Minuten.
Nun ist das Lübbener Konzertpublikum kritisch und nicht zuletzt dank der hochkarätigen Veranstaltungen im Paul-Gerhardt-Jahr 2007 auf Bestes eingestellt. Die Naumburger Sänger hatten sich ? dessen bewusst oder nicht ? gesanglich darauf eingestellt. Sie wussten zu überzeugen.
Kantor Drafehn tat gut daran, aus vielen Partituren zu schöpfen. Sein Chor war ihm zuverlässiger Begleiter durch das Kirchenjahr mit Musik und auch durch Jahrhunderte.
Schon vor mehr als fünf Jahrhunderten wussten Komponisten um die Besonderheiten von Weihnachten, Neujahr, Epiphanias, der Passions- und der Osterzeit, schließlich von Pfingsten, dem Fest der Dreifaltigkeit. Sie wussten seit Luther von der Kraft der Reformation, vom Ende des Kirchenjahres mit dem Ewigkeitssonntag, den viele auch Totensonntag nennen, um dann wieder mit der Adventszeit die Vorbereitung auf Weihnachten zu beginnen.

Text: Detlev Simsch
Foto: W. Kuhtz
Das spiegelte sich im Konzert mit immerhin 17 Programm-Punkten wider.
Der Chor war in allen Phasen stimmlich bestens aufgelegt und stilsicher. Die thematische ?Programm-Klammer? waren nach Drafehns Willen zwei Motetten von Felix Mendelssohn Bartholdy zu Weihnachten. Die waren stimmgewaltig. Der frühbarocke Altmeister Heinrich Schütz steuerte mit der polyphon hervorragend interpretierten Motette ?Die Himmel erzählen die Ehre Gottes? und später ?So fahr ich hin zu Jesu Christ? Kabinettstückchen des Chorgesanges bei.
Auch Komponisten des vergangenen Jahrhunderts wie Kurt Hessenberg und Hugo Distler fanden sich mit Kompositionen zur Passion und Reformation im Programm. ?Gelobet sei der Herr? erklang es vom Podium in der Musik von Johann Sebastian Bach.
Die Hörer waren ergriffen, lauschten sie doch der Melodie ?Nun danket alle Gott?. Mit einer Uraufführung des Chorgründers Reinhard Ohse ?Gebet des Heiligen Augustin? als Motette für vierstimmigen Chor schärfte das Ensemble das Hörgefühl für neuere Musik.
Herzlicher Beifall nach dem Konzert, das nach dem Schluss aber noch nicht zu Ende war. Spontan versammelten sich die Sänger am Paul-Gerhardt-Denkmal, um mit seinem ?Nun ruhen alle Wälder? die Hörer zu verabschieden.