Konzert für Harfe und Gesang mit dem Duo „Seite an Seite“

Sonja Walter, Sopran und
Dagmar Fleming, Konzertharfe

Ein besonderes Duo in einem ungewöhnlichen Konzert in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche: Die Harfenistin Dagmar Flemming und die Sopranistin Sonja Walter ließen Lieder fast vergessener Komponisten erklingen.
Wer auf ?Wunschkonzert-Melodien? aus war, der bekam im Konzert der Berlinerinnen ganz andere Eindrücke. ?Wir wollen Sie nicht mit Musik fast unbekannter Komponisten erschlagen, aber etwas Wissenszugewinn kann auch zu Pfingsten nicht schaden?, sagte Dagmar Flemming.
Nach anfänglicher Skepsis folgten ihr die Musikfreunde ? da halfen die Erläuterungen beider Künstlerinnen zu den Werken sehr.

Bild: W. Kuhtz
Text: D. Simsch

Sie tauchten in die Musik-Literatur ab, um bei Bekanntem dann wieder aufzutauchen. ?Als Orpheus schlug sein Instrument?, so wurde auf dem Programmzettel aus dem Lied ?Zum Lobe der Musik? vom Renaissance-Komponisten Gabriel Voigtländer zitiert. Zugleich wurde an den legendären Musen-Sohn Orpheus erinnert, der mit seinem Gesang und dem Lyra-Spiel sogar die griechischen Götter, die Menschen, Pflanzen und Tiere betört haben soll. Betörend war das Konzert nicht, aber in der Interpretation anrührend und gelungen.
Dagmar Flemming an der Konzert-Harfe, die in der Gerhardt-Kirche lange nicht zu hören war, und Sonja Walter mit ihrem warmen, voluminösen Sopran schritten durch die musikalische Welt von der Renaissance über die Klassik bis zur Roma
Ein Gesang der zweiten Gemahlin des englischen Königs Heinrich VIII., Anna Boleyn, aus deren Todeszelle erklang so gar nicht tieftraurig, sondern voller Hoffnung und Zuversicht ? passend zu einem Konzert im Gotteshaus. Barockes aus Italien hatten die beiden mit Musik von Barbara Strozzi im Programm. Sie verbreitete fast venezianische Heiterkeit.
Der frühromantische, mit etlichen Harmonien an den klassischen Mozart erinnernde Edouard Bruguiere fand sich mit einem lyrischen Lied voller Heimweh nach dem Lyon vergangener Zeiten im Programm. Die Gäste des Konzertes machten Bekanntschaft mit Musik von Felix Blangini und Nicolas Charles Bochsa ? französischen Komponisten aus der romantischen Epoche, deren Musik in dieser gekonnten Interpretation voller Sensibilität zu hören sich lohnte.
?Wir wollen Sie aber nicht nur mit unbekannten Komponisten quälen?, sagte Dagmar Flemming fast entschuldigend.
Das war durchaus nicht nötig, denn die Hörer hatten ihre Freude. Das Lied vom ?Ängstlichen Liebhaber? (?Wie komm? ich denn zur Tür herein?) in der Komposition von Johannes Brahms und dem szenischen Wechselgesang, den Sonja Walter bot, erheiterte.
Das Lied ?Die letzte Rose? als ursprünglich englisches Volkslied stammt in der bekannten Melodie von John Thomas und nicht von Friedrich von Flotow. Der hat dies in seiner Oper ?Martha? verwendet. Diese Erkenntnis konnten die Konzert-Besucher mitnehmen. Sie erfreuten sich schließlich am bekannten ?Greensleeves?, dessen Komposition offiziell ohne Quellenangabe ist, aber Heinrich VIII. zugeschrieben wird. Womit im Konzert der Bogen zu Anna Boleyn geschlagen wurde.
Für den herzlichen Beifall der Gäste bedankten sich die Interpreten mit Goethes ?Heidenröslein? in der Vertonung von Franz Schubert.