Neuer Erkenntnisse zu Paul Gerhardt in Lübben

Tagung der Paul-Gerhardt-Gesellschaft brachte viele Impulse für Aktive in Lübben

Zwei Tage lang tauschten sich Experten aus ganz Deutschland Anfang Mai 2025 über das Leben und Wirken des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt insbesondere in Lübben aus – und dabei gab es durchaus neue Aspekte. Auch Lübbener nutzten die Gelegenheit, sich über den großen Sohn der Stadt zu informieren, darunter Gästeführerinnen und Chorsängerinnen.

Tagung der Paul-Gerhardt-Gesellschaft vom 9. bis 11. Mai in Lübben. Foto: Karen Ascher
Tagung der Paul-Gerhardt-Gesellschaft vom 9. bis 11. Mai in Lübben. Foto: Karen Ascher

So wurde etwa die Frage, ob das derzeit in Restaurierung befindliche Gemälde zu Paul Gerhardts Lebzeiten entstand, wurde klar mit Nein beantwortet. Die Entstehungszeit ist etwa auf das beginnende 18. Jahrhundert zu datieren, führte Susanne Weichenhan, stellvertretende Präsidentin der Paul-Gerhardt-Gesellschaft und Pfarrerin a.D., in ihrem Vortrag aus. Außerdem wurde ein bislang unentdecktes Lied vorgestellt (und gesungen) sowie eine kleine Dichtung für den Luckauer Arzt Samuel Sturm, die Paul Gerhardt in Lübben verfasst hatte. Darüber hinaus sind keine Werke aus seiner Lübbener Zeit überliefert.

Tagung der Paul-Gerhardt-Gesellschaft vom 9. bis 11. Mai in Lübben, hier: Vortrag von Susanne Weichenhan über Paul Gerhardt in Lübben. Foto; Dörthe Ziemer
Tagung der Paul-Gerhardt-Gesellschaft vom 9. bis 11. Mai in Lübben, hier: Vortrag von Susanne Weichenhan über Paul Gerhardt in Lübben. Foto; Dörthe Ziemer

Eine der vielen offenen Fragen konnte indes (noch) nicht beantwortet werden: Wann ist in der Stadt eigentlich das Bewusstsein dafür erwacht, welch großer Dichter da seinen theologischen Dienst tat und schließlich in der Kirche seine letzte Ruhe fand? Unbekannt sei auch, so Susanne Weichenhan, ob Paul Gerhardt vom allmählichen weltweiten Bekanntwerden seiner Lieder ab den 1660er Jahren wusste.

Und wussten Sie…

  • dass die heute so bekannten Lieddichtungen Paul Gerhardts bei seiner Bewerbung auf die Lübbener Pfarrstelle 1668 keine Rolle spielten, sondern „die reine Lehre und der gute Lebenswandel“?
  • dass die ihm anvertrauten Seelen auch manchmal schwere Bürde waren?
  • dass seine Lieder erstmals 1647 ins Sorbische und 1666 ins Estnische übersetzt wurden?
  • dass es knapp 60 Lieder auf Estnisch gibt, davon einige mit Volksliedcharakter, sodass die Autorenschaft Paul Gerhardts sogar in Vergessenheit geraten ist?
  • dass Paul Gerhardt gern Torgauer Bier trank?
  • dass zu seiner Zeit mehr Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in der wendischen Kirche stattfanden als in der deutschen?
  • dass der Abendmahlskelch, den Paul Gerhardt verwendete, heute noch existiert und in Gebrauch ist?
  • dass Paul Gerhardt lange, bevor das große Mode wurde, Perücke trug?
  • dass im ev. Gesangbuch für die Niederlausitz von 1736 bereits 106 Paul-Gerhardt-Lieder enthalten waren?

Es gibt noch viel zu entdecken über Paul Gerhardt und so freut sich der Paul-Gerhardt-Verein auf viele weitere spannende Begegnungen, Veranstaltungen und Erkenntnisse vor und im Gedenkjahr 2026 anlässlich des 350. Todestages Paul Gerhardts. Die Planungen des Lübbener Paul-Gerhardt-Vereins für 2026 wurden ebenfalls auf der Tagung vorgestellt und fanden viel Anklang.

Tagung der Paul-Gerhardt-Gesellschaft vom 9. bis 11. Mai in Lübben. Am Abend wurden Paul-Gerhardt-Lieder gesungen. Foto; Dörthe Ziemer
Tagung der Paul-Gerhardt-Gesellschaft vom 9. bis 11. Mai in Lübben. Am Abend wurden Paul-Gerhardt-Lieder gesungen. Foto; Dörthe Ziemer