LÜBBEN. Balsam auf Gehör, Seele und Gemüt hat es am Samstag für geringes Entgelt in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche gegeben. Musik von Präzision, Einfühlungsvermögen und Qualität verabreichten die Musiker des Orchesters ?Musici Medici? aus Berlin
Die heilsamen Medizin-Männer und -Frauen sind im ?richtigen Leben? Angehörige der ärztlichen Zunft: Das Gros der Orchester-Musiker praktiziert in der Berliner Charité, weitere sind Angehörige naturwissenschaftlicher Disziplinen oder studieren Medizin.
Eingefädelt hatte den Auftritt Veronika Gohlke, Ärztin an der Berliner Charité mit familiären Wurzeln in Lübben. ?Sie hat ihre Orchester-Freunde auf die tolle Landschaft, auf ihre Heimatstadt, auf die Kirche mit ihrer schönen Akustik und vor allem auf die musikalisch anspruchsvolle Hörerschaft in und um Lübben aufmerksam und neugierig gemacht?, sagte Pfarrer Olaf Beier. Er sei dankbar für diese ?bereichernde Begegnung? und hoffe, dass die Musiker soviel Freude in Lübben beim Musizieren hätten, dass sie gern wiederkommen würden.
Die Mitglieder von ?Medici Musici? hatten Ungewöhnliches im musikalischen Gepäck.
Das Orchester besteht seit 27 Jahren und hat mit Chören schon größere Operationen wie die Aufführung von Johann Sebastian Bachs ?Johannes-Passion? gestemmt. Für Lübben hatte es Musik von Anton Bruckner und Richard Strauss verschrieben.
22 Streicher wagten sich an Bruckners Streichquartett in F-Dur. Eigentlich für fünf Streichinstrumente komponiert, wollten die Berliner die besondere Klangfülle und den Schmelz der musikalischen Aussagen ins Publikum bringen. Das Ensemble unter seinem behutsamen, einfühlsamen Dirigenten Jürgen Bruhns überzeugte in jedem der vier Sätze. Besonders das Adagio berührte viele Hörer sichtbar mit sphärischen Klängen.
Richard Strauss wollte mit seinem neoklassizistischen Alterswerk ?Fröhliche Werkstatt?, geschrieben als ?Sonatine Nr. 2 in Es-Dur?, die Flötisten, Oboisten, Klarinettisten, Fagottisten und den Kontrafortisten samt Dirigenten ein bisschen an den Rand des ?musikalischen Wahnsinns? mit Schwierigkeiten ohne Ende treiben. Doch Stress- und Druckerprobt transplantierten die Musiker die Klangfarben aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ins Kirchenschiff ? fröhlich und mit Gefühl gespielt und ganz ohne ins Schleudern zu kommen.
Es war ein für viele ungewohntes und schwieriges Konzert-Programm. Genuss paarte sich mit Wissensgewinn auf musikalische Art. Am Freitag, dem 27. Juni, treten die musizierenden Mediziner um 20 Uhr im Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt mit diesem Programm noch einmal auf.