Bachkantate:“ Ich hab in Gottes Herz und Sinn, mein Herz und Sinn ergeben“

Leitung:
Kreiskantor Andreas Jäger (Lübbenau)
Ausführende:
Lübbenauer Kantatenchor und weitere Sängerinnen und Sänger aus dem Ev. Kirchenkreis Lübben

Solisten:
Almut Wilke, Sopran
Kerstin Domrös, Sopran
Peter Ewald, Tenor
Michael Zumpe, Bass
Bach Consort Cottbus auf historischen Instrumenten

Text: Detlev Simsch (LR)
Foto: Roland Hottas, Werner Kuhtz

44 Sängerinnen und Sänger des Lübbenauer Kantatenchores mit Verstärkung aus dem Ökumenischen Kirchenchor Lübben und weiteren Chören des Kirchenkreises, das Bach Consort Cottbus mit seinen Instrumenten in barocker Klangstimmung sowie die Solisten Almut Wilke (Sopran), Kerstin Domrös (Alt), Peter Ewald (Tenor) und Michael Zumpe (Bass) hatten sich der einzigen Bach-Vertonung eines Paul-Gerhardt-Textes angenommen. Sie hatten schon mit der Konzert-Ankündigung für diesen speziellen Gottesdienst im Rahmen des Lübbener Paul-Gerhardt-Festjahres neugierig gemacht.
Besondere Lied-Predigten zu Texten von Gerhardt im Rahmen von Gottesdiensten hat es im Festjahr bereits mehrere gegeben, aber Pfarrer Olaf Beier freute sich am Sonntag über besonders viele Kirchenbesucher. ?Bach trifft Gerhardt, und die Musik mit Gesang ist die beste Verkündigung nicht nur in einem Gottesdienst?, sagte Beier. Er verwies auf das besondere Anliegen dieser Kantate, die von Bach als eine von mehr als 200 Werken dieser Art für den dritten Sonntag vor der Passionszeit komponiert worden war. ?Das ist kein zeitlicher Widerspruch, denn die Passionszeit mahnt zum Innehalten wie auch dieser Sonntag als Volkstrauertag, den evangelische Christen auch den Friedenssonntag nennen?, stellte er fest.
Gerhardt habe seinen Text in seiner Zeit als Hauslehrer in Berlin im Jahr 1647 verfasst, erinnerte Beier. Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges seien noch frisch in Erinnerung gewesen, aber ebenfalls das dankbare Gefühl der Erlösung von Not und täglich drohender Pein. Das habe Johann Sebastian Bach nachempfunden und wie Paul Gerhardt die Hörer auffordern wollen, das ?Herz springen zu lassen? trotz der Tiefen und Höhen im Leben. Gerhardts unerschütterliches Gottvertrauen habe ihm Kraft gegeben, was heute noch aus seinen Versen spreche, wie die Kantate beweise.
Gute 35 Minuten klangvoller barocker Musik waren ein weiterer Höhepunkt im Rahmen der kulturellen Feierlichkeiten im Paul-Gerhardt-Jahr. Der große Chor unter Leitung von Kreiskantor Andreas Jaeger berührte schon mit dem breit und ruhig angelegten Eingangschoral die Hörer. Dieses musikalische Thema zog sich durch das ganze Werk. Das Bach Consort gab der Aufführung den barocken melodischen Glanz in feiner Abstimmung. Die Solisten ? allesamt aus der Lausitz und in Lübben bestens bekannt ? bestachen mit ihren nuancierten gesanglichen Gestaltungen des Gerhardt-Textes. Brillierte der Bass Michael Zumpe besonders in der vor Koloraturen nur so strotzenden Arie ?Das Stürmen von den rauen Winden?, so stand Tenor Peter Ewald in der Arie ?Seht, seht, wie reißt, wie bricht? dem in nichts nach.
Altistin Kerstin Domrös rührte mit ihrer warmen voluminösen Stimme im Choral ?Zudem ist Weisheit und Verstand? an, und die Sopranistin Almut Wilke bezauberte mit ihrer innig-ruhigen Interpretation der Arie ?Meinem Hirten bleib ich treu?. Die Chöre aber waren für die Hörer wohl hauptsächlich das Erlebnis dieses Kantaten-Konzertes.
?Manchmal wünschte man sich in Bachs Zeiten zurück, wo es in jedem Leipziger Gottesdienst solche Kantaten zu hören gab?, bemerkte Pfarrer Olaf Beier nach dem Musikereignis. (-ds)