Orgel und Flügelhorn

Konzert mit Christian Grosch und Marcus Rust
Marcus Rust (Trompete, Flügelhorn) und Christian Grosch (Orgel) lernten sich im Rahmen ihres derzeitigen Jazzstudiums an der Musikhochschule Dresden kennen und schätzen.
Auf der Suche nach neuen Klängen forschen die zwei Musiker nach einem Klang der Gegenwart. Dabei spielen Traditionen eine wichtige Rolle und dienen oft als Ausgangspunkt ihrer musikalischen ?Expeditionen?.
Den beiden Musikern ist daran gelegen, ihre verschiedenen musikalischen Hintergründe so zu kombinieren, dass kein Genre dem anderen etwas wegnimmt, sondern sich alles zu einem eigenen Klang ergänzt. Damit nehmen sie die Zuhörer mit auf eine musikalische Sprachreise zwischen unterschiedlichen Stilistiken, wie Jazz, Blues, Latin, afrikanischen Rhythmen und Gregorianik.

Eintritt: 5,00?

Lebensläufe

Marcus Rust wuchs in einer Musikerfamilie in Schwerin auf und verbrachte seine Zivildienstzeit in Bangalore (Indien), wo seine Liebe zur traditionellen Musik ferner Kulturen geweckt wurde.Die Verbindung traditioneller Klänge mit modernen Musikformen und der Improvisation begann von nun an eine wichtige Rolle in seinem musikalischen Leben zu spielen.
Derzeit studiert er Trompete (Jazz-Rock-Pop) bei Till Brönner und Malte Burba, freie Improvisation bei ?Baby“ Sommer und Klavier bei Jochen Aldinger an der HfM ?Carl Maria v. Weber“ in Dresden.
Die ihn prägendsten Einflüsse erhielt er von Musikern wie Markus Stockhausen, Céline Rudolph und G. ?Baby“ Sommer.
Der Verschmelzung traditioneller Musik und Improvisation widmet er sich auch in dem Trio ?Matar“

Christian Grosch studierte zunächst von 2000-06 Kirchenmusik (A) in Halle und Göteborg u. a. bei Matthias Jacob und Karin Nelson.Seit 2007 studiert er Jazzklavier bei Matthias Bätzel und Michael Fuchs und Komposition bei Thomas Zoller an der HfM ?Carl Maria v. Weber“ Dresden.
Während der Dresdner Zeit konzertierte er mit Musikern wie Céline Rudolph und der indischen Sängerin Sangeeta. Durch sein breites Ausbildungsspektrum ist er in vielen musikalischen Stilistiken zu Hause, betätigt sich in Konzerten als Pianist, Organist, Komponist und Sänger (Bariton).
Derzeit widmet er sich hauptsächlich der Arbeit mit dem Duo ?ZIA“ (Trompete und Kirchenorgel), dem Trio ?MATAR“ (Jazz/Weltmusik) und seinem eigenen Jazzklaviertrio ?Bendin“

Wir machen vor keiner Kultur halt?
Das Duo Zia, das sind Christian Grosch an der Orgel und Marcus Rust am Flügelhorn und der Trompete, gibt am Sonntag, 6. November, um 17 Uhr, ein Konzert in der Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben. Die RUNDSCHAU sprach mit Christian Grosch über sein Instrument, die Orgel, und Jazz in der Kirche.

Christian Grosch, was bedeutet eigentlich Zia?
Im Indianischen bedeutet es ?unbekannte Sprache? ? ein Motto für unsere Musik, die sich verschiedensten unbekannten beziehungsweise uns eher fremden musikalischen Sprachen widmet.

Als Duo Zia kombinieren Sie und Marcus Rust Jazz mit traditioneller Musik alter und ferner Kulturen. Welche Kulturen sind das und passt jeder musikalische Stil auch wirklich zum Freejazz?
Wir machen vor keiner Kultur halt. Am Sonntag in Lübben gibt es Jüdisches, Alt-Bretonisches, Indianisches, Afroamerikanisches, Indisches und Deutsches zu hören. Die Kombination mit den Elementen des Jazz ergibt sich stets aus dem ganz eigenen musikalischen Charakter des jeweiligen Liedes. Wir nehmen uns viele Freiheiten, doch bleiben dicht an der Bedeutung und an der ursprünglichen Musik dran. Viel traditionelle Musik ist modal gefärbt, also ist einer bestimmten Tonart, einer Grundskala zuzuordnen. Deshalb ist auch unser Jazz oft modal. Freejazz findet sich in unseren Programmen nur dann, wenn es von der Stimmung her wirklich passt.

Sie haben Marcus Rust während Ihres Jazzstudiums an der Musikhochschule Dresden kennengelernt. Die Trompete passt zum Jazz, aber die Orgel?
Da müsste ich eher überlegen, welches Instrument denn nicht zum Jazz passt. Die Orgel hat so viele Facetten zu bieten, sie kann definitiv auch Jazz und das in einer sehr interessanten und ihr eigenen Art.

Auf Ihrer Homepage www.duo-zia.de ist zu lesen, dass Sie mit Ihrem musikalischer Partner Marcus Rust auf der Suche nach neuen Klängen nach einem Klang der Gegenwart forschen. Wie klingt denn die Gegenwart?
Unsere Gegenwart ist musikalisch und auch in anderen Bereichen durch einen unglaublichen Stilpluralismus geprägt. Um beim Musikalischen zu bleiben: Was hören Jugendliche heute auf ihrem mp3-Player? Das kann man nicht in einem Satz beantworten. Die Begegnung moderner urbaner Musikkultur mit den musikalischen Wurzeln verschiedener Kulturen setzt viel Neues frei, was einem beim Hören dann doch ganz selbstverständlich erscheint. Alle Musik, alle Kunst, alles Menschliche hat doch irgendwo eine Herkunft auch im Vergangenen. Kurz gesagt: Der Klang der Gegenwart ist ein Klang ohne Tabus, aber sehr oft geprägt durch Traditionelles, und oft einen Ausblick in die Zukunft enthaltend. Aber, kommen Sie ins Konzert, die eigentliche Antwort wird erst dort entstehen.

Sie spielen Kirchenorgel, Marcus Rust bläst das Flügelhorn und die Jazztrompete. Wie können so verschiedene Instrumente miteinander harmonieren?
Diese Instrumente sind traditionell sehr passend zueinander. Die Jazztrompete ist natürlich eine ganz normale Trompete ? nur jazztypisch gespielt. Beide Instrumente arbeiten mit Luft, es sind beides Blasinstrumente. Beide können sich vom lautesten Forte bis hin zum leisesten Pianissimo bewegen. Eine ideale Kombination seit Jahrhunderten.

Auf Ihren Konzerten in Kirchen spielen Sie neben Spirituals, gregorianischer Musik und Volksliedern auch Jazz und Blues. Passen diese Musikrichtungen denn in eine Kirche?
Die Jazz- und Blueselemente sind stilistischer Natur, genau wie Elemente aus Barock oder Klassik. Zu allen Zeiten gab es sowohl weltliche als auch geistliche Verwendungen ein und desselben Stils. Gegenfrage: Welche musikalischen Stile passen denn nicht in eine Kirche? Jazz und Blues haben sich jedenfalls in der Hauptsache aus den Spirituals der Afroamerikaner und europäischer Harmonik entwickelt.

Haben Sie auf der Kirchenorgel in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche schon einmal gespielt?
Bisher nicht. Ich freue ich, sie am Sonntag kennenzulernen.

Wie wichtig ist bei Ihren Konzerten die Akustik in den Kirchen?
Nicht zu trocken, nicht zu hallig ? das sind die Optimalbedingungen. Doch ist es dennoch sehr reizvoll, auch in Räumen zu spielen, die diese Kriterien nicht erfüllen. Der Raum ist eigentlich der dritte Mann, da er die Musik, den ganzen Klang sehr stark beeinflusst. Insofern sind wir eigentlich ein Trio.

Auf welcher Orgel würden Sie gern einmal ein Konzert geben?
Die Cavaillé-Coll-Orgel in Notre Dame.

Mit Christian Grosch sprach Thomas Seifert